Shaun Killa: „Luxus kann zurückhaltend sein”

Museen, eine Oper, Geschäftshäuser und immer wieder Hotels – der Südafrikaner Shaun Killa gehört zu den führenden Architekten in Dubai. Dort gründete er 2015 mit einer Handvoll Angestellten das Büro Killa Design. Heute helfen ihm über 120 Mitarbeiter, seine gestalterischen Visionen zu verwirklichen. Sein neuestes Projekt, das Resort Jumeirah Marsa Al Arab, empfängt seit März 2025 Gäste. Es bietet 200 Zimmer, 86 Suiten und 82 Residenzen, fünf Pools, elf Restaurants, eine Superjacht-Marina und noch vieles mehr – alles mit Blick auf den Persischen Golf. Zu Killas Zielen gehört es, Gebäude zu erschaffen, „die Lebensqualität verbessern und dadurch viele Menschen positiv berühren“. Ideal für ein 5-Sterne-Resort.

Oft sprechen Sie von der „Inspiration durch gegebene Umstände“. Die Form des Jumeirah Marsa Al Arab gleicht einer Superyacht. Wie sind Sie die Planung angegangen?
Unser neues Resort sollte eine Einheit mit der Marina und dem benachbarten Hotel Jumeirah Burj Al Arab bilden. Auf keinem Fall sollte es diesem die Show stehlen. Das war unser Auftrag. Das Jumeirah Burj Al Arab gleicht einem Segel, also haben wir uns gefragt: Wie können wir unseren Komplex daneben, und neben der Marina, als Teil eines maritimen Trios installieren? Unser Hotel musste „bescheidener“ wirken, dabei gleichzeitig luxuriös sein und für sich stehen. Luxus kann zurückhaltend sein.
Wie viele Anläufe haben Sie gebraucht, bis das Konzept stand?
Wir haben vier unterschiedliche Konzepte entworfen. Aber wie das immer so ist, hat sich das eine ganz schnell herauskristallisiert.
Was war selbst für Sie neu an diesem Bauvorhaben?
Eine Menge. Ich lerne immer wieder gerne dazu. Das macht meine Arbeit spannend. Aber vor allem war es wohl der Bau der Marina. Es gab dort eine kleine Marina, die wir in eine hochmoderne Anlage für Superyachten mit 82 Liegeplätzen verwandelt haben. Das Bauen im Wasser war eine Herausforderung und für mich besonders interessant.

Wie lange haben Sie alles in allem am neuen Hotel gearbeitet?
Die Planung hat gut neun Monate Vorlaufzeit benötigt, wurde aber unterwegs immer wieder angepasst. Die Bauzeit betrug gut dreieinhalb Jahre.
Bei all den Luxus-Hotels weltweit – wie ist es Ihnen gelungen, den Gästen etwas Neues zu bieten?
Auch das hat mit dem Zauber des Ortes zu tun. Schon bei der Planung haben wir das Erlebnis der Gäste immer vor Augen gehabt. Die kommen nach einem Sieben- oder Zwölf-Stunden Flug an und sollen den perfekten Empfang erhalten. Das beginnt, wenn sie die Auffahrt entlangfahren, später in der Lobby stehen, der Blick schweift immer über den Ozean … Wenn dann noch die Sonne untergeht! Die Sichtachsen zwischen Bau und Park sind optimal ausgerichtet.
Sie beschreiben den Bau als „Serie von Erlebnissen“. Warum?
Ob es im dreistöckigen Spa ist, in einer der neun Bars, überall erwarten die Gäste kleine Überraschungen, das kann eine Designidee sein oder ein kleiner Wasserfall im Park oder eine versteckte Sitzgruppe. Ich denke, so kreiert man heute einen Ort mit einem Gefühl für Luxus. Luxus liegt immer auch in einer unerwarteten Freude. Das ist für die Menschen dann wie eine angenehme Sonderbehandlung – sie fühlen sich einzigartig.
Sie sollen sogar auf einen Selfie-Hotspot Rücksicht genommen haben?
Es gibt da einen speziellen Platz, zu dem viele pilgern, um das perfekte Selfie mit dem Meer und dem Jumeirah Burj Al Arab zu machen. Wir haben ihn miteinbezogen, sodass es den Reisenden nun gelingt, das Foto auch mit unserem Resort zu schießen.
Das Hotel und der Luxus sind für Dubai wie geschaffen. Was macht die Arbeit in den Emiraten aus?
Da ist immer dieses Streben nach Neuem und keine Scheu, das zu zeigen. Hier ist vieles möglich. An anderen Orten kann die Kreativität durch Regularien oder minimalistischere Denkweisen schon mehr eingeschränkt sein. Natürlich ist hier auch genügend Geld für solche Bauprojekte vorhanden. Doch es geht nicht mehr nur um das Klotzen oder darum, ein Statement zu setzen. Es geht mittlerweile um eine sehr pure Eleganz. Und in den vergangenen 15 Jahren rückte gerade auch hier die Nachhaltigkeit immer mehr in den Mittelpunkt.
Welche nachhaltigen Aspekte prägen das Jumeirah Marsa Al Arab?
Da gibt es viele Dinge, von der LED-Beleuchtung bis zum Abwasserrecycling, speziell des „Grauwassers“, also beispielsweise von den Duschen. Besonders wichtig ist es in einer solch heißen Region aber, den Einsatz der Klimaanlagen und deren Energieverbrauch gering zu halten.
Wie haben Sie das gemacht?
Spezielle Fassaden. Balkone umgeben das Gebäude fast ringsherum. Sie ziehen sich weit über das Geschoss darunter. Die Glasscheiben sind bis zu einer Höhe von 2,5 Metern beschichtet, damit die Sonne auf keinen Fall in eines der Zimmer knallt. So heizen sich die Räume nicht auf und es ist angenehm kühl im Inneren. Es sind die Tricks, die man nicht sieht.
Nach der Eröffnung arbeiten Sie sicher schon am nächsten Projekt. Was wird das sein?
Ich kann noch nicht alles verraten, aber es wird ein Museum in den Emiraten mit über 1000 Quadratmetern sein. Natürlich versuche ich auch hier, etwas Neues zu schaffen und die Grenzen des Bestehenden neu zu definieren.