„Deconstruct your brain!“
Die Winterzeit geht hier auf der Südhalbkugel gerade dem Ende entgegen. Warum bin ich hier? Okay, allein der Name ist ein Versprechen. Aber warum noch? Temperatur und Luftfeuchtigkeit sind perfekt. 24, 25 Grad. Wetter, als würde man es nicht spüren, tagsüber genauso wie nachts. I love it. An der Rezeption des weitläufigen Clubgeländes von La Plantation d’Albion werden wir mit Champagner empfangen – es sind unglaubliche 40 Hektar, ein eigener Kosmos aus Düften und tropischem Vogelsingsang, und nur wer sich hier verirrt, lernt das Areal wirklich kennen.
Das Hotelpersonal tanzt mit
Ah, Bogenschießen gibt es auch und ein Flying Trapez und einen versteckten Ministrand mit drei Liegestühlen, verstreut zwischen schwarzen Lavafelsbrocken. Ach, und hier ist die Bar, von der sie alle reden, Le Phare. Mit Fifties-Lounge-Sesseln, direkt am Zen-Pool, wo exakt um 18.05 Uhr die Sonne untergeht und der Orange Flavoured Rum, aus eigener Herstellung, am besten schmeckt, wie sich bald herausstellt. Aus der Yoga-Woche wird eine Rum-Woche. Vor lauter Nichtstun kommt man zu nichts.
Und ach, was sind die Leute nett hier! Wobei, das trifft es ja nicht. Es gibt das professionelle Lächeln des Hotelpersonals – und jenes Lächeln, das sich nicht groß bemühen muss, weil es wohl irgendwie schon vor einem da war. Rachel, die ich für eine Mitarbeiterin des Exkursionsbüros gehalten habe (was sie auch ist), lässt sich die Beach Party unten in der Mangrove-Bar nicht entgehen, sie und die anderen vom Team bilden beim Dancen Formationen, und klar zeigen sie einem die Schritte, und so macht es gleich noch ein bisschen mehr Spaß (dabei waren Cluburlaube noch nie mein Ding).
Tropisches Design und exzellente Speisen
Gentiles Organisateurs (kurz: G.O.), so nennen sich hier die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich um die Gäste kümmern. Und so hießen sie schon 1950 – als der ehemalige Résistance-Kämpfer Gérard Blitz den Club Méditerranée gründete; aus einem utopischen Geist von Freiheit heraus, der den Tourismus des 20. Jahrhunderts revolutionieren sollte. Mauritius swingt. Indisch, französisch, afrikanisch, chinesisch, kreolisch. Respekt ist das Zauberwort. Henri, CEO des Club Med und Sohn des ehemaligen französischen Präsidenten Valéry Giscard d’Estaing, weilt anlässlich eines Jubiläums für ein paar Tage höchstpersönlich auf der Insel. Er ist stolz auf das 2007 eröffnete und letztes Jahr frisch renovierte Resort, das auf Kooperation mit lokalen Produzenten setzt. „Hier war nur Gebüsch“, sagt Henri. „Nichts als Gebüsch. Aber ich habe geahnt, dass das hier ein besonderer Ort werden würde.“
Nicht nur das Resort, auch mein Superior-Zimmer ist tropisch hübsch, orange Kissen, pinkfarbene Vorhänge, frei stehende Badewanne. Quiet Luxury: viel Platz, auch auf dem Balkon. Die am besten gelegene Suite, die zur Strandseite, kostet in der High Season im Januar 3400 Euro pro Person (für Kinder frei, ab sechs Jahren die Hälfte); die frisch zubereiteten exzellenten Speisen und Getränke all-inclusive. Den letzten Tag lasse ich am Zen-Pool ausklingen, ziehe ein paar Bahnen. Ein G.O., er ist Lifeguard, ruft mich zu sich. Warum ich über dem Wasser ausatmen würde, fragt er mich. Hm, keine Ahnung. Er macht es mir am Beckenrand vor: dreimal ausatmen, unter Wasser. Kopf hoch, einatmen. Ich verschlucke mich, huste, irgendwann hab ich den Dreh raus. Der Lifeguard reckt den Daumen nach oben und meint: „You've got to deconstruct your brain!“ Oh ja, dekonstruieren – mehr ist es nicht.