Tyler, the Creator: Stil hat einen Namen
Stil ist nie von Ressourcen abhängig, genauso wenig wie man Geschmack am Preisschild erkennen kann. Wirklich stilvolle Menschen entwickeln ihre persönliche Ästhetik, oft schon lange bevor ihr Kontostand endlich Käufe in größerem Umfang erlaubt. So lernte der Musiker, Produzent, Regisseur, Komponist und Designer Tyler Okonma, besser bekannt als Tyler, the Creator, das Sammeln mit, nun ja, Hot Wheels lieben. „Die Autos waren das Herzstück meiner Spielzeugsammlung, ich hatte sieben Modelle“, erinnert er sich. Mittlerweile ist Tyler ein professionelles Chamäleon, das sich für jedes neue Album neu erfindet und anpasst. In eineinhalb Jahrzehnten hat er sich diverse Genres erschlossen, von Rap über Rock und Soul bis R&B. Seine letzten beiden Alben brachten ihm je einen Grammy ein – und weltweite Aufmerksamkeit.
Doch Tyler liebt auch seine Privatsphäre. Seine Sammlung zeigt er normalerweise nicht so einfach her. Weshalb er uns nun freizügig seine seltenen Stücke zeigte? Seine Antwort bringt die Philosophie, mit der er sammelt, exakt auf den Punkt: „Ich dachte mir, ach, egal. Ich lasse meine Autos sowieso bald alle umlackieren. Dann kann ich sie mir doch vorher ruhig mal ausgiebig dokumentieren lassen. Und den anderen coolen Kram eben auch. Wer weiß, vielleicht gründe ich in drei Jahren eine Familie, werde Veganer, und dann will ich von dem ganzen Zeug hier nichts mehr wissen. Aber heute, da bin ich halt so richtig stolz drauf.“ Dann wollen wir mal schauen.
Vintage-Autos von Rolls-Royce und McLaren
Für seine Vintage-Fahrzeuge gibt es ständig neue Reifen, Farben, Felgen oder Motoren: Auch ohne Neuzugänge wäre Tylers Sammlung ständig im Wandel. „Dieser ganze ,Vintage muss vintage bleiben‘-Gedanke ist doch albern. Wenn du etwas kaufst, warum solltest du es dir dann nicht wirklich auch zu eigen machen? Nur damit dich die Leute im Auto-Internetforum respektieren, weil du die Originalfarbe beibehalten hast? Was für ein Kitsch!“ Zu Tylers Sammlung gehören mehrere Rolls-Royce, der Cullinan (links) ist sein Alltagsauto. Rechts hinter Tyler am Baum steht ein McLaren 675LT. Einen Ferrari F40 will er sich noch zulegen. „Und zwar in dunklem Kelly Green. Wenn ich das Auto habe, werde ich mit fünf Meilen pro Stunde durch die Gegend cruisen. Ich will, dass mich alle darin sehen.“
Reisegepäck von Louis Vuitton
Manchmal steht er staunend vor seiner Kofferkollektion: „Wie viel Zeit da drinsteckt!“ Wo immer Tyler auf Tournee geht, fahndet er in Antiquitätenläden nach neuen alten Koffern – und findet Stücke wie eine Louis-Vuitton-Truhe (von 1904), an der noch ein halb zerrissenes Boardingetikett der Queen Elizabeth (von 1949) hängt. Geweckt wurde sein Interesse für exklusive Koffer einst durch die farbenfrohen Drucke von Takashi Murakami für Louis Vuitton. Mittlerweile lässt Tyler auch eigene Drucke entwickeln, etwa von „diesem hippen Kerl, den wir mitten im Nirgendwo in Frankreich gefunden haben“. Dessen Kreation: ein Leopardenmuster in Blau, Grün und Rosa.
Uhren von Cartier und Rolex
Das erste Exemplar, das Tyler schon mit 13 Jahren zum Sammeln von Uhren brachte: eine SpongeBob-Schwammkopf-Uhr von Burger King. Heute liebt er vor allem Cartier „und ein paar alte Stücke von Rolex“. Er schont die edlen Uhren nicht, mutet ihnen so manches zu. Bester Beweis ist seine Cartier Crash: „Das Uhrwerk funktioniert nicht mehr, das Armband ist völlig durchgeschwitzt“, sagt er. „Die Uhr ist schmutzig, hat Dellen. Wenn ich so viel Geld für diese Dinge ausgebe, will ich doch auch mit ihnen leben.“
Fahrräder, die den Kopf frei machen
Seine Bikes liebt Tyler mindestens genauso sehr wie seine Autos. Er erinnert sich an jedes Fahrrad, das er seit frühester Kindheit besessen hat – inklusive dessen, das „aus dem Haus meiner Großmutter gestohlen wurde. Ich war total deprimiert.“ Die Fahrräder seiner Sammlung, darunter BMX-Bikes, Mountainbikes, ein Rad aus einer Kooperation von Louis Vuitton mit der Pariser Manufaktur Tamboite, sind für ihn „das Coolste überhaupt“. So wie das Radfahren selbst: „Ich liebe es. Für mich ist das befreiend. Ein paar Runden machen den Kopf frei.“
Eine Bibliothek aus Magazinen
„Ich habe damals wahnsinnig viele Zeitschriften gelesen“, sagt Tyler über seine Teenagerjahre. „Interessiert hat mich alles, was mit der Band N.E.R.D, Eminem oder Skateboarding zu tun hatte.“ Heute besitzt Tyler eine umfangreiche Bibliothek von Magazinen und Bildbänden. Darunter sind japanische und britische Lifestylemagazine, Titel zur Hip-Hop-Kultur, alte Zeitungen, großformatige Monografien über Mode, Architektur, Kunst, Geschichte und Streetstyle. „Ich lerne gerne“, sagt Tyler. „Ich wünschte, die Leute würden sich mehr für Informationen interessieren – und weniger für Klatsch und Tratsch.“