Francesco Risso: Modedesigner führt Marni zum Erfolg
Marni wird „wie verrückt“ verkauft
Keine Milliardenumsätze, kein Platz in den Top Ten der meistgeklickten Marken: Trotzdem zeigt das italienische Modelabel Marni aktuell von Los Angeles bis Tokio an, was getragen werden will. Das Stilsubstrat besteht aus
- Hemden mit großen Blumendrucken,
- leuchtenden Strickoberteilen,
- karierten Sakkos und locker geschnittenen Hosen.
Hinter diesem Erfolg steckt Chefdesigner Francesco Risso. Er folgt auf Consuelo Castiglioni, der Gründerin von Marni, die vor ein paar Jahren zu den Branchenlieblingen zählte – mit einer Mode irgendwo zwischen jugendlich und erwachsen, lässig und nie verkopft.
Risso, der in London am College Central Saint Martins studierte, kam aus dem Kreativteam von Prada. Das versprach einen konzeptionelleren Ansatz. Seine ersten Kollektionen indes wirkten für viele Kritiker und Einkäufer doch noch zu clownesk.
Freunde präsentierten Rissos Mode
Der Wandel setzte im Lockdown ein: Wie Kollektionen zeigen, wenn keine Schauen möglich sind? Der Großteil der Designer behalf sich mit Videos von Models in neuen Entwürfen. Risso dagegen verschickte seine nun etwas lebensnähere Entwürfe an Freunde in der ganzen Welt – mit der Bitte, sich darin ohne Vorgaben zu fotografieren.
„Meine Idee, das waren die Menschen, die einzelnen Geschichten, die Erweckungen, meine Erweckung und die Verbindungen“, sagt er. Die Bildserie wurde als Zeugnis für Vielfalt und Zusammenhalt gefeiert. Seitdem setzt Risso bei der Inszenierung seiner Mode mit Menschen aller Herkünfte, Identitäten und Silhouetten verstärkt auf ein Miteinander.
Hinzu kommt, was er nicht macht: Stars für den roten Teppich einkleiden oder zu seinen Schauen einladen und Influencer für Beiträge in den sozialen Medien beschenken. Es gibt immer mehr Modefans, denen das zu viel wird. Ihr Tenor: Die Effekthascherei lenkt vom eigentlichen Produkt ab. Auf sie wirkt Rissos Marni glaubwürdiger als andere Marken.
Bisheriges Highlight: die Schau zur neuen Herbstsaison. Präsentiert wurde diese nicht nur von Freunden, sondern auch von einer ganzen Familie. Künstler, Kurator und Art Director Mike Meiré lief mit seiner Frau Michelle Elie und den drei Söhnen Zec, York und Casey mit. Zu sehen gab es einen gelungenen Mix aus Schneiderarbeit und Straßenmode, akkurat geschnittenen Obermänteln und Strickteilen.
Eine Ode ans Schneiderhandwerk und an die Beständigkeit gut gemachter Mode. Denn die „Interpreten“, wie Risso seine Models nennt, sollten für die Schau auch Lieblingsstücke aus ihrem eigenen Kleiderschrank mit seinen Entwürfen kombinieren – so wie Mode eben auch im wahren Leben funktioniert.