Der Duft der Geschwindigkeit
Die Sache mit der Parfumherstellung ist eine heikle: Es gibt Millionen von Nuancen, und auf jeder Haut duftet es unterschiedlich. Wenn man sich als Kunde durch die Parfümerie seines Vertrauens schnüffelt, geht man oft benebelt und desillusioniert wieder hinaus. Zu schwer, zu blumig, zu durchdringend, Herznote, Kopfnote, zu auffällig, zu unauffällig, zu irgendwas – es ist ein olfaktorisches Drama. Sylvie Loday, Olivier Royère und Benoît Verdier gründeten vor elf Jahren in Paris die Marke Ex Nihilo, was aus dem Lateinischen übertragen so viel bedeutet wie „Schöpfung aus dem Nichts“. Mit ihrem zarten Alter sind sie quasi noch Neulinge.
Parfümeure bekommen keine Vorgaben
Aber sie fanden schnell ihre Position inmitten des olfaktorischen Massenmarktes: klein, aber dadurch enorm wendig und schlagkräftig. Mit exquisiten Zutaten, exklusiven, manchmal limitierten Düften und mit der Möglichkeit der Personalisierung. Prominente Parfümeure können bei Ex Nihilo frei arbeiten, bekommen kaum Vorgaben – schon gar nicht, was die Zeit ihrer Arbeit oder die Qualität oder gar den Preis der Zutaten betrifft. Sie können und sollen experimentieren – solange, bis er da ist, der perfekte Duft. Und das sei der wahre Luxus, meint Ex-Nihilo-Mitgründer Benoît Verdier. Nun wurde Anfang Juni die neueste Kreation, die bislang nur in Frankreich erhältlich war, auch dem Rest der Welt präsentiert.
Sie ist Teil der Collection Iconoclaste, die die Macher den „Unangepassten, Freidenkern und Regelbrechern“ widmen. Der fünfte Duft dieser Kollektion heißt Speed Legends (Untertitel: Living on the edge) und soll in die Welt des traditionellen Rennsports führen, soll Geschwindigkeit und Adrenalin widerspiegeln. Es ist der erste Duft, der ausschließlich für Männer gedacht ist, bislang war stets Unisex Teil des Konzepts. Wieder ist der Spanier Jordi Fernández der Schöpfer, so wie schon bei Kreationen wie The Hedonist oder Blue Talisman. Fernández hat keine klassische Ausbildung absolviert, sondern sich vieles selbst beigebracht und so ganz eigene Wege entdeckt. Das passt in die Ex-Nihilo-Philosophie.
Aber wie riecht nun Speed Legends? Die Poesie der Parfummacherei schafft hier Orientierung. So beschreibt man bei Ex Nihilo die Kreation so: „Kopfnoten von Bergamotte und rosa Pfeffer, die sich wie ein Windhauch im Gesicht anfühlen. In der Herznote mündet ein Hauch von schwarzer Johannisbeere in eine kräftige Spur aus Holz und Noten von Vetiver, Tonkabohne und Amber.“