Der Duft der Geschwindigkeit

Das Pariser Unternehmen Ex Nihilo ist gerade mal elf Jahre alt und bewegt dennoch die Parfumbranche. So auch mit der neuesten Kreation, den Speed Legends. Es ist der erste Herrenduft der Franzosen.
Text Detlef Dreßlein

Die Sache mit der Parfumherstel­lung ist eine heikle: Es gibt Mil­lionen von Nuancen, und auf jeder Haut duftet es unterschiedlich. Wenn man sich als Kunde durch die Parfümerie seines Vertrauens schnüffelt, geht man oft benebelt und desillusioniert wieder hi­naus. Zu schwer, zu blumig, zu durchdringend, Herznote, Kopfnote, zu auffällig, zu unauffällig, zu irgendwas – es ist ein olfaktorisches Drama. Sylvie Loday, Olivier Royère und Benoît Verdier gründeten vor elf Jahren in Paris die Marke Ex Nihilo, was aus dem Lateinischen übertragen so viel bedeutet wie „Schöpfung aus dem Nichts“. Mit ihrem zarten Alter sind sie quasi noch Neulinge.

Parfümeure bekommen keine Vorgaben

Speed Legends soll sich wie ein Windhauch im Gesicht anfühlen (100ml-Flakon, 280 Euro).

Aber sie fanden schnell ihre Position inmitten des olfaktorischen Massenmarktes: klein, aber dadurch enorm wendig und schlagkräftig. Mit exquisiten Zutaten, exklusiven, manchmal limitierten Düf­ten und mit der Möglichkeit der Personalisierung. Prominente Parfümeure können bei Ex Nihilo frei arbeiten, bekommen kaum Vorgaben – schon gar nicht, was die Zeit ihrer Arbeit oder die Qualität oder gar den Preis der Zutaten betrifft. Sie können und sollen experimentieren – solange, bis er da ist, der perfekte Duft. Und das sei der wahre Luxus, meint Ex­-Nihilo­-Mitgründer Benoît Verdier. Nun wurde Anfang Juni die neueste Kreation, die bislang nur in Frankreich erhältlich war, auch dem Rest der Welt präsentiert. 

Sie ist Teil der Collection Iconoclaste, die die Macher den „Unangepassten, Freidenkern und Regelbrechern“ widmen. Der fünf­te Duft dieser Kollektion heißt Speed Legends (Untertitel: Living on the edge) und soll in die Welt des traditionellen Rennsports führen, soll Ge­schwindigkeit und Adrenalin widerspiegeln. Es ist der erste Duft, der ausschließlich für Männer ge­dacht ist, bislang war stets Unisex Teil des Kon­zepts. Wieder ist der Spanier Jordi Fernández der Schöpfer, so wie schon bei Kreationen wie The Hedo­nist oder Blue Talisman. Fernández hat keine klas­sische Ausbildung absolviert, sondern sich vieles selbst beigebracht und so ganz eigene Wege ent­deckt. Das passt in die Ex­-Nihilo-Philosophie.

Aber wie riecht nun Speed Legends? Die Poesie der Parfummacherei schafft hier Orientierung. So beschreibt man bei Ex Nihilo die Kreation so: „Kopfnoten von Bergamotte und rosa Pfeffer, die sich wie ein Windhauch im Gesicht anfühlen. In der Herznote mündet ein Hauch von schwarzer Johannisbeere in eine kräftige Spur aus Holz und Noten von Vetiver, Tonkabohne und Amber.“