Thierry Stern sorgt für Überraschung bei Patek Philippe
Als Thierry Stern zu Beginn vergangenen Jahres ankündigte, mit der klassischen Patek Philippe Nautilus Jumbo in Edelstahl ausgerechnet die Uhr einzustellen, die weltweit die größten Begehrlichkeiten auslöst, glaubten viele zunächst an einen Witz – doch Thierry Stern ist kein Typ, der zu Scherzen neigt. Die Einstellung sollte allerdings erst nach zwei letzten Sondereditionen der Referenz 5711, eine davon nur über den Vertriebspartner Tiffany & Co. zu bekommen und seither das Statussymbol des internationalen Jetsets, geschehen.
Jene eher branchenuntypische Entscheidung ist Teil einer Transformation. Denn die übermäßige Abhängigkeit von nur einem einzelnen Modell kann einer Marke die Luft zum Atmen nehmen – den Raum zur Entfaltung. Im Fall der Stahl-Nautilus drohte genau das. Mit der Einstellung des Modells einerseits, der Präsentation zweier neuer Edelstahlmodelle für die klassische Calatrava-Reihe andererseits entgeht Stern diesem Risiko und verschafft sich Handlungsspielraum. Neue Komplikationen, wie ein Zehntelsekunden-Chronograph, ziehen die Aufmerksamkeit ebenfalls weg von der Nautilus, deren Fans nun Gold statt Stahl kaufen – eine geschickte Verlagerung.
Werterhalt durch limitierte Produktion
Aktuell produziert Patek Philippe eigenen Angaben zufolge 66.000 Uhren jährlich. Ein neues, fast 200 Meter langes Produktionsgebäude wurde 2019 für 600 Millionen Euro fertiggestellt. Doch stand dabei weniger die Erweiterung der Produktionskapazitäten im Vordergrund. Vielmehr sollten alle Aktivitäten der Uhrmacherei wieder unter einem Dach untergebracht werden. Von daher ist auch mit keiner Stückzahlerweiterung zu rechnen. „Ich muss dafür sorgen, dass unsere Uhren auch ihren Wert behalten – so schütze ich unsere Kunden. Eine der besten Möglichkeiten hierfür ist es, die Produktion zu limitieren“, sagt Stern.
Mit seinen weltweit rund 2.400 Mitarbeitern schaffte Patek Philippe laut einer Schätzung von LuxeConsult und Morgan Stanley im Jahr 2021 einen Umsatz von 1,53 Mrd. Euro. Beim Vertrieb wird man auch weiterhin auf ein kleines Netz von derzeit 367 Fachhändlern, verteilt über 67 Länder, setzen – eine Entscheidung, die auch der Produktionsmenge Rechnung trägt. Man will, ist und bleibt exklusiv.