Panerai: Hightech statt Marine

Panerai bleibt seinem markanten Design seit vielen Jahrzehnten treu. Dabei hat sich der italienische Uhrenhersteller längst zum Hightech-Spezialisten gewandelt.
Text Jan Lehmhaus
Panerais neue Luminor Quaranta Carbotech ist aus Kohlefaser-Verbundstoff gefertigt und wiegt weniger als 100 Gramm.

Wenn Panerai eine technische Innovation präsentiert –3-D-gedruckte Metallgehäuse mit aufwendiger Innenstruktur oder eine batteriefreie elektrische Beleuchtung–, ist das Erstaunen in der Uhrenszene immer noch ein bisschen größer als bei anderen Marken. Steht Panerai dort doch vor allem für wuchtige Taucheruhren. Äußerst robust, aber –scheinbar– ohne technische Finessen. Dabei war es die Innovationskraft des 1860 in Florenz gegründeten Unternehmens, die es zum Lieferanten der italienischen Marine und ab den 1930er-Jahren auch ihrer Kampftaucher machte: Die kräftigen dreiteiligen Gehäuse der Uhren waren ungewöhnlich druckfest. Und die im Haus entwickelten Leuchtstoffe machten die Zeit auch unter Wasser ablesbar. Bis heute heißen die bekanntesten Modelllinien der Marke nach diesen Farben: die Radiomir und die Luminor.

Action-Stars tragen Uhren von Panerai

Auf der historischen Yacht Eileen veranstaltet Panerai exklusive Segeltörns.

Letztere erkennt man an der markanten, für die ägyptische Marine entwickelten Kronenschutzbrücke. Lange Zeit blieben diese Instrumente dem Militär vorbehalten, wurde ihre Technik geheim gehalten. Genau das mag ihre Begehrlichkeit für Sammler wie Sylvester Stallone noch gesteigert haben, als sich die Marke in den 1990ern dem zivilen Markt öffnete. Stallone bestellte eine Sonderanfertigung, die er im Film Daylight trug und bekannt machte. Nicht lange danach zeigte sich mit Arnold Schwarzenegger ein weiterer Action-Star mit einer Panerai am Handgelenk. Aufgrund ihres ungeheuren Durchmessers von deutlich über 40 Millimetern passten die Panerais unter keine Hemdmanschette und wurden damit zur idealen Statement-Watch. Ein prominentes Bekenntnis zu altmodischer Maskulinität. Und zu italienischer Sprezzatura. Konnte man sie doch so lässig über der Manschette tragen, wie Stilikone Giovanni Agnelli einst seine wuchtige Taucheruhr trug. Nur dass diese ein Schweizer Produkt war. 

Das Helden-Image aber war Panerai nicht genug. Während die Formen- und Designsprache beibehalten wurde, entwickelte das Unternehmen seine Uhren als Technologieträger weiter. Längst entstehen die Werke in der eigenen Manufaktur, gibt es Modelle mit aufwendigen Komplikationen. Die astronomischen Spezialitäten wurden natürlich einem Italiener gewidmet: Galileo Galilei. Kampftaucher sind bei Panerai kaum noch ein Thema. Lieber geht die Marke segeln, mit der hauseigenen historischen Yacht Eilean, oder sie sponsert eine der Hightech-Rennyachten beim America’s Cup – die italienische natürlich.