Diese Uhren verkörpern Quiet Luxury

Der Trend um Quiet Luxury zeichnet sich durch Zurückhaltung und Raffinesse aus. Wir zeigen Ihnen sieben zeitlose Uhrenmodelle, die diese Kriterien erfüllen.
Text Allen Farmelo

Es ist leicht, sich von farbenfrohen, komplizierten und protzigen Uhren blenden zu lassen. Vielleicht sind deshalb viele Zeitmesser heutzutage groß, in Technicolor gestaltet und kaum zu übersehen. Als der Trend um Quiet Luxury aufkam, scherzte ich oft darüber, dass diese auffälligen Uhren wohl „lauter Luxus” sein müssen. Der Begriff hat sich zwar nicht durchgesetzt, aber Quiet Luxury hat inzwischen die Konsumwelt erobert und ist auch für Uhrenmarken zu einer immer wichtigeren Kategorie geworden.

Die Uhrenmesse Watches and Wonders war im Jahr 2024 ebenfalls zurückhaltend. Das lag vor allem an Rolex, die wieder klassische Modelle in gewohnten Farben präsentierten. Auch Marken wie Jaeger-LeCoultre, Cartier, Vacheron Constantin, Laurent Ferrier und Parmigiani Fleurier zeigten sich von ihrer dezenten Seite. Welche Zeitmesser die Kriterien des stillen Luxus erfüllen, zeigen wir Ihnen hier. Sieben Modelle, die Eleganz ausstrahlen, ohne dabei laut zu sein.

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Parmigiani Fleurier Toric Petite Seconde

Unter der Führung von Guido Terreni setzt Parmigiani Fleurier verstärkt auf stillen Luxus. Die Toric-Linie ist das beste Beispiel dafür. Die geriffelte Lünette ist ein zeitloser Klassiker, und die fein versilberten Zifferblätter –eines in Grau, das andere in einem angesagten Blassgrün– erinnern an die Textur von feinem Sand. Das Besondere an einer dezenten Luxusuhr ist oft das, was man nicht sieht: das Uhrwerk auf der Rückseite. Parmigiani baut seine Uhrwerke von Hand in der Schweiz. Die einzigartige „Côtes de Fleurier”-Verzierung auf den Brücken trägt zur Besonderheit dieser Uhrwerke bei. Wer eine Toric trägt, weiß, dass er ein kleines Meisterwerk am Handgelenk hat – und ist dabei ganz diskret.

2

Laurent Ferrier Classic Moon

Unser Kollege Oren Hartov kürte die Classic Moon zur besten Uhr des 21. Jahrhunderts. Das Modell hat mich ebenfalls in seinen Bann gezogen. Das Besondere daran ist die Hommage an den Stil der 1940er Jahre. Ein Dreifachkalender mit Mondphase sollte eigentlich eine Standardfunktion sein, ist aber in den letzten Jahrzehnten aus der Mode gekommen. Mich fasziniert das zurückhaltende Design, das erst auf den zweiten Blick seine Raffinessen offenbart. Die Zeiger im Schwert-Blatt-Stil sind einzigartig für Laurent Ferrier. Die eingelassenen Fenster für Tag und Monat sind ein kleines Meisterwerk der Zifferblattgestaltung, das man leicht übersieht. Und das blaue Aventurin-Glas, durch das der Mond in seinen verschiedenen Phasen schimmert, ist nicht nur innovativ und technisch anspruchsvoll, sondern auch optisch ein Highlight. Auf der Rückseite tickt eines der unauffälligsten Uhrwerke der Branche, das Kaliber LF126.02. Die großen Brücken wirken eher funktional als verspielt und erinnern an die Schlichtheit alter Taschenuhren.

3

Cartier Tortue

Cartier hat im frühen 20. Jahrhundert mit vielen Formen experimentiert und die Tortue (oder Schildkröte) ist bis heute ein beliebter Klassiker unter Sammlern. Ursprünglich als Monopusher-Chronograph angeboten, wurde die Tortue eher für ihre unverwechselbare Form als für eine einzelne Komplikation bekannt. Auf der Watches and Wonders 2024 präsentierte Cartier eine Neuinterpretation des Modells. Die Versionen aus Platin sind der Inbegriff von dezentem Luxus, da man das Material leicht mit Edelstahl verwechseln kann. Der neue Chronograph ist eine Hommage an das Originalmodell, aber für diejenigen, die eine noch unauffälligere Uhr suchen, eignet sich die Variante mit reiner Zeitanzeige.

4

Vacheron Constantin Patrimony Limited Edition

Vacheron Constantin ist nicht für auffällige Uhren bekannt, es sei denn, man betrachtet die Modelle mit Edelsteinbesatz. Doch selbst diese funkelnden Kreationen strahlen eine zeitlose Eleganz aus. Die limitierte Patrimony Edition in Gelbgold entstand in Zusammenarbeit mit dem Designer Ora ïto. Sein Leitprinzip, die „Simplexity”, beschreibt er als „die Kunst, komplexe Probleme mit einfachen Lösungen zu beantworten”. Auch wenn dieser Ansatz an Steve Jobs erinnern mag, findet sich in dieser Uhr nichts Technisches. Stattdessen überzeugt sie mit einem klassisch gestalteten, konzentrisch gravierten Zifferblatt, das in einem harmonischen Goldton gehalten ist. Das Ergebnis ist ein Spiel mit Nuancen, das durch den Kontrast zwischen den hochglanzpolierten Indizes und Zeigern und der fein gekörnten Textur des galvanisierten Zifferblatts eine beeindruckende Tiefe erhält. Die burgunderroten Ziffern auf der Datumsscheibe setzen einen subtilen Farbakzent, der perfekt zum Armband passt. 

5

A. Lange & Söhne Little Lange 1

Ich hatte das Glück, alle vier Jubiläumsmodelle der Lange 1 vor ihrer Veröffentlichung zu testen. Überraschenderweise gefiel mir die kleinere Version in Roségold am besten. Wenn ich mir jedoch eine dieser Uhren von A. Lange & Söhne zulegen würde, wäre meine Wahl die dezentere Variante in Platin mit dem atemberaubenden schwarzen Onyx-Zifferblatt. Diese Uhr ist ein Paradebeispiel für unaufdringlichen Luxus. Man könnte die mathematische Perfektion des Zifferblatts anhand des goldenen Schnitts erklären, aber das Geheimnis, warum diese asymmetrische Anordnung so beruhigend, charmant und zurückhaltend wirkt, bleibt letztendlich unbeschreiblich. Die Lange 1 ist zweifellos eine der größten uhrmacherischen Meisterleistungen des stillen Luxus.

6

Breguet Classique 5177

Es überrascht nicht, dass Breguet eine Uhr schafft, die Zurückhaltung verkörpert. Das ist schließlich seit 1775 das Markenzeichen der Manufaktur. Nun, ganz so einfach ist es nicht, denn viele ihrer früheren Designs waren für ihre Zeit durchaus gewagt. Man denke nur an die heute berühmte Breguet-Ziffernschrift und die charakteristischen Zeiger, die beide in der Classique Referenz 5177 zu finden sind. Dieses Modell mit Zeit- und Datumsanzeige hat einen eleganten Durchmesser von 38 mm und eine schlanke Höhe von 8,8 mm. Wenn man nach Understatement sucht, wird man hier fündig. Wie die Lange 1 kombiniert diese Uhr Platin mit einem schwarzen Zifferblatt und sorgt so für ein edles und unaufdringliches Tragegefühl. 

7

Qin Gan Pastorale II

Schon lange hatte ich ein Auge auf diese Uhr geworfen, doch erst bei einem Besuch bei Mark Cho in Hongkong hatte ich das Vergnügen, den Prototyp aus nächster Nähe zu betrachten. Als ich ihn durch die Lupe untersuchte, war ich sprachlos. Mark Cho beschrieb die Uhr gegenüber Robb Report treffend: „Die Qin Gan Pastorale ist eine Uhr, die durch ihre subtile Eleganz und ihr souveränes Auftreten besticht. Mit viel Liebe zum Detail und einem feinen Gespür für Proportionen gestaltet, zeugt sie von handwerklichem Können und Erfahrung. Sie ist für Kenner, die Schönheit ohne Effekthascherei zu schätzen wissen.” Diese Worte fassen das Konzept von Quiet Luxury hervorragend zusammen. Das Faszinierendste an der Pastorale ist vielleicht, dass sie vollständig in China handgefertigt wird – einem Land, das nicht unbedingt für handgefertigte Luxusuhren bekannt ist. Qins Vater war Uhrmacher und reparierte in den 1960er und 70er Jahren die Omegas und Rolexes der kommunistischen Elite Chinas. Qin brachte sich das Uhrmacherhandwerk selbst bei, entwickelte sogar Spezialwerkzeuge und Maschinen, um die Feinbearbeitung zu perfektionieren. Als er vor etwa zehn Jahren endlich hochwertige Schweizer Maschinen erwarb, konnte er sein volles Potenzial entfalten. Heute gilt er als einer der besten Uhrwerkveredler der Welt.