Das ist die größte Mercedes-Sammlung der Welt
Für die herrschende Klasse im Nahen Osten waren die Achtziger- und Neunzigerjahre eine Zeit des überschwänglichen Luxus, denn das Ölgeld floss in Strömen. Es war nicht ungewöhnlich, dass ein verlobter Scheich oder Emir 30 Autos kaufte, nur um sie seinen Trauzeugen zu schenken. Welche Marke am begehrtesten war? Mercedes-Benz. Dutzende Fahrzeuge wurden von Königshäusern und Ölmagnaten in Auftrag gegeben, aber die wenigsten wurden im Originalzustand belassen. „Wenn man Geld hatte, kaufte man einen Benz und baute ihn komplett um”, sagt Daniel Hassan, Mitbegründer von Patina Collective, das sich selbst als die größte Mercedes-Sammlung der Welt bezeichnet. „Egal, ob man ein Emir, ein Playboy oder ein Drogendealer war. Der Tuner-Markt spiegelt diese Ära perfekt wider.” Hassan und sein Partner Victor Ibrahim verliebten sich in die getunten Mercedes-Modelle dieser Ära und beschlossen, die Sammlerstücke einem größeren Publikum zugänglich zu machen.
1986 1000 SEL Diana by Car and Driver
In Frühjahr wird das Duo das erste Museum mit 300 sehr seltenen, bis ins Extrem getunten Mercedes-Benz Modellen eröffnen, die aus dem Nahen Osten, Japan und Deutschland stammen. Das selbstfinanzierte Projekt wird in Tamarac, Florida, nördlich von Miami, angesiedelt sein. Das Ziel ist es, die Menschen hinter den Autos ebenso in den Mittelpunkt zu stellen wie das wertvolle Blech. „Diese Autos waren Ausdruck der Persönlichkeiten ihrer Besitzer”, sagt Ibrahim. „Keines dieser Autos wurde von normalen Menschen gebaut, also erzählen wir mit unserer Sammlung die Hintergrundgeschichte dieser Menschen.” Hassan ergänzt: „In diesem Museum sollen nur Dinge gezeigt werden, die noch niemand gesehen hat.” Die Ausstellung im Rahmen der Art Basel in Miami ist nur ein Vorgeschmack auf das, was uns erwartet, wenn das Museum eröffnet wird. Schauen wir uns drei beeindruckende Werke an.
Prinzessin Diana besuchte 1986 zum ersten Mal den Nahen Osten, und zu den Staatsoberhäuptern, die in sie verliebt waren, gehörte auch Scheich Zayed bin Sultan Al Nahyan, der erste Präsident der Vereinigten Arabischen Emirate. Er war von Dianas Ausstrahlung so angetan, dass er diesen Wagen bei der deutschen Karosseriefirma Car and Driver in Auftrag gab. Damals kostete der Bau „mindestens eine halbe Million Dollar”, sagt Hassan. Das Basisfahrzeug ist ein Mercedes-Benz 560 SEL, aber es wurde eine Mercedes-Benz 600 Pullman-Motorhaube eingebaut. „Alle Scheichs in den Achtzigern wollten sich auf das Erbe ihrer Väter berufen, den 600 Pullman", sagt Hassan. Interessanterweise wurde trotz des 1000 SEL-Schriftzugs der Serienmotor nicht verändert; es handelt sich nach wie vor um den normalen 5,6-Liter-V8.
Eingenähte Wappen und Vergoldung
Die einzigen Leute, die an einem AMG-Motor schrauben konnten, fand man damals in Affalterbach, wo die AMG-Motoren hergestellt wurden. Da es vor Ort an spezialisierten Mechanikern mangelte, entschied man sich im Nahen Osten eher für optische Modifikationen anstelle von Motorarbeiten. „Aber die Scheichs fanden, dass '1000' besser klang als '560', also haben sie das hinten drauf geschrieben”, schmunzelt Hassan. Zu den weiteren Anpassungen gehören eine opulente 24-karätige Vergoldung auf fast allen Holzoberflächen, die Aufhellung einzelner Teile und sogar das Ersetzen von schwarzem Gummi an den Türverschlüssen durch weißes Gummi, eine Reihe von Clarion-Stacks und Equalizern, der Einbau von zwei Fernsehern, in die weißen Ledersitze eingenähte Wappen und individuelle arabische Anzeigen auf dem Armaturenbrett.
Das Karosseriekit stammt größtenteils von Styling Garage, einem Karosseriebauer und Veredler aus Hamburg. Trotz der enormen Ausmaße des Fahrzeugs lässt es sich dank eines cleveren Hydrauliksystems auf einem einzigen Reifen drehen. Hinter jedem Reifen befindet sich ein Wagenheber, der über einen Schalter am Armaturenbrett aktiviert wird. Wenn Sie das Gewicht dieser Zusätze zusammenzählen und sich fragen, wie sich das Auto verhält, ist es so, wie Sie es erwarten würden. „Es ist geschmeidig, aber es bewegt sich wie eine Yacht”, sagt Ibrahim.
1988 560 SEC by Koenig Special
Dieser Farbton heißt Heliosgelb und ist eine Werksfarbe, die Mercedes in den Achtzigerjahren nur in begrenztem Umfang einsetzte. Deshalb erschien es Hassan und Ibrahim passend, diesen Farbton auf jedem einzelnen Zentimeter dieses von den Münchner Tunern Koenig Specials gebauten 560 SEC zu verwenden. „Er war nur grundiert, als wir ihn kauften”, sagt Ibrahim, „und wir konnten keine Modelle in diesem Sonnengelb finden, die uns gefielen.” Die Sonderlackierung und die Lederarbeiten dauerten zwei Jahre und kosteten einen sechsstelligen Betrag. „Das Tolle am Nahen Osten ist, dass niemand im Voraus Geld verlangt”, sagt Hassan. „Sie stellen einfach das ganze Auto her, und dann kannst du es bezahlen.
Der Motor ist zwar größtenteils noch original, aber der Typ, der die Maschine auf einem Schrottplatz in Abu Dhabi gefunden hat, hat alle Abgaswerte entfernt, einschließlich der Begrenzer. „Wenn man das Gaspedal durchdrückt, hört es sich wild an”, sagt Ibrahim. Der Koenig-Breitbau-Kit bedeutete, dass nur 15-Zoll-Räder montiert werden konnten, und das Design dieser Felgen ist eine Hommage an den Lamborghini Countach. Nachdem er mehr als ein paar Koenig-Specials gekauft hat, weist Hassan darauf hin, woran man einen schlechten Nachbau von einem echten McCoy unterscheiden kann: Die seitlichen Streben setzen sich über der Gasklappe fort.
1997 600 SEC Six-Pipe by AMG
Stellen Sie sich vor, Sie gehen zu AMG und bestellen ein hochgradig individualisiertes Auto, zahlen mehr als eine Viertelmillion Dollar und holen Ihr Fahrzeug nie ab. Ein Mann aus Katar hat das mit diesem C140 V-12 mit 600 SEC getan. Er hatte 28 Sonderwünsche, die über das Angebot von AMG hinausgingen, darunter sechs Endrohre, eine Lackierung nach Muster, eine passende Lederausstattung und Teppiche, ein Armaturenbrett aus Vollleder, speziell lackiertes Holz, einen speziellen Schaltknauf und vieles mehr.
„Das sieht man sehr selten”, sagt Hassan über die vielen Anfragen, das Auto perfekt einfarbig zu gestalten. „Und es wäre sehr teuer gewesen. Die Basis-S-Klassen kosteten damals mehr als die Ferrari Testarossas.” Nachdem AMG pflichtbewusst alle Wünsche erfüllt hatte, stand der Wagen einfach im Werk. „Es war nicht ungewöhnlich, dass Autos bestellt und dann vergessen wurden”, sagt Hassan. „Diese Leute bestellten Dutzende von Autos auf einmal. Schließlich kaufte ihn ein Einheimischer in Deutschland und wir bekamen ihn von ihm."