McLaren W1: Der ultimative Supersportwagen
„Panta rhei“ – „Alles fließt“! So lautet der berühmte Satz von Heraklits. Man möchte den griechischen Philosophen fragen: „Alles? Wie kann sich ein stehendes Objekt bewegen?“ Die Antwort des Denkers ist ebenso legendär wie seine ursprüngliche Aussage: „Niemand steigt zweimal in denselben Fluss“. Damit meinte der Grieche, dass stets alles in Bewegung ist. Damit ist die Sache für ihn erledigt. Doch der Gegensatz von Stillstand und Bewegung sowie dessen Auflösung durch Künstler zieht sich durch alle Epochen der Menschheit.
McLaren W1 wird von 1275 PS angetrieben
In der Moderne mit der Vielzahl an visuellen Reizen, muss ein Objekt aus dem Formenbrei herausragen, um das Interesse der Menschen zu erwecken. Vor allem, wenn es sich um derart dynamische Objekte wie ein Sportwagen handelt. Warum assoziiert jeder, der ein solches Fahrzeug sieht, egal, ob es im Stillstand verharrt oder sich bewegt, sofort Dynamik? Wie löst man bei solchen Objekten den Gegensatz zwischen Stillstand und Bewegung auf? Ist das eine Reaktion des Gehirns, also Selbstsuggestion nach dem Motto: Ich weiß, dass so ein Auto schnell ist, also schaut es dann auch schnell aus? Mathematisch scheint die Sache klar. Entweder steht ein Objekt oder es bewegt sich. Das Zeit-Weg-Gesetz der gleichförmigen Bewegung lautet: s = v x t (Strecke ist gleich Geschwindigkeit mal Zeit).
Daraus ergibt sich die Schlussfolgerung, dass ein ruhender Körper ohne äußere Krafteinwirkung in seinem Bewegungszustand verharrt. Ob Isaac Newton oder Stephen Hawkins, kein Physiker rüttelte an diesem vermeintlich eindeutigen Prinzip. Albert Einstein stellte auch im Rahmen seiner Relativitätstheorie fest, dass Bewegung, Ort und Geschwindigkeit relativ sind und vom Standort des Betrachters abhängen. Um das nachzuvollziehen, braucht es kein Raumschiff, das mit Lichtgeschwindigkeit durch eine weit entfernte Galaxy rast. Es reicht ein Hyper-Sportwagen wie der McLaren W1, der von 1275 PS angetrieben bis zu 350 km/h schnell ist. Steht man am Straßenrand, fliegt der Wagen mit Topspeed förmlich an einem vorbei. Aus fünf Kilometern Entfernung wirkt er schon nicht mehr so schnell.
Die Herausforderung, Bewegung darzustellen
Der Astronom, Mathematiker und Philosoph Galileo Galilei bezahlte seine Erkenntnis, dass sich die Erde um die Sonne bewegt und nicht umgekehrt beinahe mit seinem Leben. Die Inquisition der römisch-katholischen Kirche machte dem Universalgelehrten den Prozess und Galileo musste dem heliozentrischen Weltbild abschwören. „Eppur si muove!“ (Und sie bewegt sich doch!“) soll er beim Verlassen des Raumes gemurmelt haben. Ob dieser Satz so gefallen ist, darüber streiten sich die Gelehrten bis heute. Für Kreative, die noch keine Kameras zur Verfügung hatten, stellt die Auflösung der Unvereinbarkeit von Bewegung und Stillstand seit jeher eine der Königsdisziplinen ihres Schaffens dar.
Leonardo da Vinci träumte vom Perpetuum Mobile. Michelangelo Buonarroti, einer der bedeutendsten Künstler der Hochrenaissance und des beginnenden Barocks perfektionierte die malerische Darstellung von Bewegung, wie man an den Engeln an der Decke der Sixtinischen Kapelle sieht. Unter anderem erzeugte er die Illusion von Dynamik durch eine asymmetrische Darstellung der Körper. So streckte er die rechte Brusthälfte einer Figur, während er die linke zusammendrückte. Den gleichen Kunstgriff wandte er auf die beiden Bauchhälften an. Um den Effekt der Bewegung noch zu verstärken, dehnte Michelangelo den rechten Arm einer Figur und zog den linken ein.
Der Goldene Schnitt gilt auch für Sportwagen
Bei der Erschaffung des Deckengemäldes griff Michelangelo auch auf den Goldenen Schnitt zurück. Ein seit der Antike bekanntes mathematisch festgelegtes Verhältnis, das zu idealen Proportion führt. Beim goldenen Schnitt spielt die Zahl 1,618 eine entscheidende Rolle. Wenn man zum Beispiel die beiden gegenüberliegenden Seiten eines Quadrats mit 1,618 multipliziert, entsteht ein Rechteck mit harmonischen Proportionen. Es geht also um das Verhältnis zweier Größen. Menschen fühlen sich zu Objekten, die dem Goldenen Schnitt entsprechen, hingezogen. Das gilt umso mehr für Automobile, im insbesondere für Sportwagen. Die sollen schon im Stand schnell aussehen. Einen rollenden Klotz wird sich kein Sportwagen-Fan in die Garage stellen. Das ideale Verhältnis von Breite zu Höhe bei der Frontansicht hilft, dieses Ziel zu erreichen.
Unlängst hat ein britischer Zulassungsdienstleister die Proportionen einiger Fahrzeugfronten mit dem Goldenen Schnitt abgeglichen, um das mathematisch schönste Auto der Welt zu küren. Und siehe da, der McLaren F1 sicherte sich die Krone, da die Proportionen der Front lediglich um 1,3 Prozent vom Goldenen Schnitt abweichen. Auf Platz zwei folgt der Lamborghini Miura mit einer „Differenz“ von 1,94 Prozent. Flach, breit, schnell. Wenn man das auf ein Automobil anwendet, erscheint bei den meisten ein Supersportwagen vor dem geistigen Auge. Also jene Vehikel, die schon im Stand schnell sind und pure Dynamik ausstrahlen. Der McLaren W1 hebt den Begriff Hypercar auf ein neues Niveau und man sieht dem Sportwagen die Leistung schon im Stillstand an. Aber warum ist das so? Welche Kunstgriffe nutzen die McLaren Formgeber, um den W1 schon im Stand so schnell wirken zu lassen?
McLaren-Design vermittelt Geschwindigkeit
Die Silhouette des McLaren W1 ein aus Carbon gebackenes Manifest der Bewegung. Entscheidend sind einmal mehr die Proportionen. Der McLaren W1 ist ein Mittelmotorsportwagen mit einem langen Heck und einer vergleichsweise kurzen „Schnauze“ und einer nach vorn gerückten Fahrgastzelle weisen alle Vektoren nur ein eine Richtung: nach vorne. Auch das Verhältnis des Greenhouse, also der auf den Fahrzeugkörper aufgesetzten Passagierkanzel, ist nahe am perfekten Verhältnis von eins zu zwei. Dazu kommen noch der lange Radstand und die Keilform. Das Heck ist deutlich höher als die Frontlippe. „Das visuelle Konzept der „Geschwindigkeit im Stillstand“ ist für das Design von Super- und Hypercars von zentraler Bedeutung. Es kann durch eine nach vorne geneigte Proportion erreicht werden, die den Eindruck erweckt, dass ein Körper bereit ist, loszustürmen.
Ein nach vorne gerichteter Keil und sich dynamisch nach vorne verjüngende Linien tragen ebenfalls zu einem Gefühl von Geschwindigkeit bei. Spannungen in den Linien und Volumina verstärken diesen Eindruck, während Designmerkmale und Linien, die um das Auto fließen, ebenfalls das Gefühl von Bewegung vermitteln“, sagt McLaren Designer Alexander Alexiev. Die Formensprache des W1 setzt McLarens Prämisse „Performance by Design“ und die damit verbundenen fünf Prinzipien – episch, athletisch, funktional, fokussiert, intelligent – konsequent um. Eine besondere Geschwindigkeit hat der McLaren W1 außerdem auch aus dem Stand noch erreicht: in kürzester Zeit waren alle 399 Exemplare, die gebaut werden, verkauft. Der Preis: rund 2,2 Millionen Euro.
Dieser Beitrag wurde in Zusammenarbeit und mit freundlicher Unterstützung von McLaren erstellt. Dabei wurden die Standards der journalistischen Unabhängigkeit gewahrt.