BMW M760Li xDrive - Der erste 7er M BMW
VierJahrzehnte schon muss sich der 7er BMW an der Mercedes S-Klasse messen lassen. In den frühen 70er-Jahren als Sternfänger am Münchner Petuelring erdacht, definierte er die Liga der Luxuslimousinen mit seiner Einführung im Frühjahr 1977 zumindest in Sachen Fahrdynamik neu, aber man blieb immer nur Jäger. Daran änderte sich über all die Modellgenerationen kaum etwas: So dynamisch er auch aussah, so sportlich er sich auch fuhr – jede der 7er-Generationen trottete der S-Klasse hinterher.
Fünf 7er-Generationen scheiterten gegen die Mercedes S-Klasse
Das galt weniger für Technik oder Design, sondern eher für die Akzeptanz beim Kunden. Die Reihensechszylinder fuhren sich imposant, kraftvoll bewältigten die Achtzylinder Langstrecken, die Bedienkonzepte präsentierten sich innovativ – doch für keine der bisherigen fünf 7er-Generationen langte es für einen Platz am Firmament. Dabei versuchten die Münchner alles, um den Stern aus Stuttgart vom Himmel zu holen. Selbst Mercedes-Liebhaber Franz-Josef Strauß konnte überzeugt werden, seine beiden gepanzerten S-Klassen der Chrombaureihe W116 seinerzeit gegen zwei gepanzerte BMW 733i zu tauschen. Ehemalige Personenschützer berichten, dass das Fahrverhalten dieser 7er-Versionen nicht nur im Grenzbereich schwierig war, auch wurden die Fugen bei schnellen Kurvenfahrten so groß, dass es im Winter zog. Ob Strauß den Tausch bereut hat?
Mit der sechsten Generation soll sich alles ändern: BMW M760Li xDrive
Die Nachfolgegeneration E32 sorgte 1987 mit der ersten Einführung eines V12-Motors in einem Nachkriegsauto für eine 300 PS starke Majestätsbeleidigung der übermächtigen S-Klasse. Sogar Karl Lagerfeld kreierte 1992 für BMW ein Einzelstück mit Faxgerät, Tücherbox sowie Kamerahalter, und um die S-Klasse zu torpedieren, experimentierten die Bayern mit einem 408 PS starken Sechzehnzylinder namens Goldfisch herum, bei dem der Kühler aus Platzgründen im Kofferraum verbaut werden musste. „Als wir den Wagen dem Vorstand vorstellten, stand ein Kollege vor dem hinteren Lufteinlass, um diesen zu verdecken“, so der damalige Motorenentwickler Dr. Karlheinz Lange. Der Weg war lang. Und heute? Mit der aktuellen sechsten Generation konnte BMW nun erstmals die S-Klasse überflügeln. Das gelingt nicht nur durch das bis zu 400 PS starke Dieselaggregat, sondern insbesondere durch den BMW M760Li xDrive. Der erste M-Modell eines 7ers ist keine halb gare Lösung. Es ist das perfekte Gesamtpaket, das den 610 PS starken Zwölfzylinder an den Topmodellen der S-Klasse vorbeiziehen lässt: Der seidenweiche 6,6-Liter-V12 mit 800 Nm maximalem Drehmoment, Hightech wie Gestensteuerung, dazu eine Innenraumorgie in Leder mit dem Captain’s Chair im Fond – am Ende bleibt der beste Platz vorn links. Die Symbiose, die V12-Turbo, Achtgangautomatik, Allradlenkung und Allradantrieb bieten, ist derzeit einzigartig auf dem Markt. „Die Leistungsentfaltung geschieht heckgeneigt, das macht den Wagen besonders agil“, sagt Frank van Meel, Chef der M GmbH. „Wir wissen, dass die Kunden mit einem 7er M wohl kaum auf die Rennstrecke gehen werden. Wir garantieren aber, dass sie es könnten.“
Im Grenzbereich fährt sich der 2,2 Tonnen schwere Allradler so agil, als wäre man in einem 4er BMW unterwegs. Der BMW M760Li xDrive ist auf Wunsch 305 km/h schnell, in 3,7 Sekunden auf Tempo 100 und lässt einen ernsthaft überlegen, ob man kurze Flugstrecken nicht durch ihn ersetzen sollte. Porsche Panamera Turbo S, Audi S8 Plus oder Mercedes S-Klasse müssen sich nun also an einem mindestens 166 900 Euro teuren neuen Stern am Himmel messen lassen.