Bentley Bacalar – Voll auf die Zwölf
Wie Bentley grün wird
Der Bacalar wird nur zwölfmal gebaut, kommt aber mit einem Zwölfzylindermotor. Das wirft Fragen auf. CEO Adrian Hallmark hat Antworten.
Herr Hallmark, was ist Bentleys Vision einer Luxusmarke der Zukunft? Wie ist das mit Nachhaltigkeit vereinbar?
Die Antwort auf beide Fragen ist dieselbe. Die Luxusmarke der Zukunft hat nur eine Chance: Sie muss auch nachhaltig sein. Dinge, die vor einer Dekade noch akzeptabel waren, sind heute undenkbar.
Undenkbar für die Gesellschaft oder für Bentley-Kunden?
Mehr als 80 Prozent aller jemals gebauten Bentleys fahren noch, das ist äußerst nachhaltig. Autos zu bauen, die acht Jahre halten, dann eine neue Batterie brauchen und nach 15 Jahren in der Schrottpresse landen, frisst viel Energie.
"Es gibt eine Werteverschiebung"
Ist das nicht eine elegante Ausrede?
Meiner Meinung nach ist der Schlüssel zum Erfolg moralische und umweltbewusste Nachhaltigkeit in Verbindung mit totaler Transparenz und echten Innovationen. Es gibt eine Werteverschiebung: Obwohl es immer Menschen geben wird, die in Dinge investieren, über die sie sich ausdrücken, wollen sie aber eben genau wissen, woher diese Dinge kommen.
Was bedeutet das ganz konkret?
Wir wollen klimaneutral werden, lange vor dem Zeitpunkt, den das Klimaabkommen dafür vorgesehen hat. Wir haben bereits im vergangenen Oktober die nötige klimaneutrale Fabrik gebaut, was ein echter Kraftakt war.
Reicht das? Der neue Bacalar hat zwölf Zylinder?
Der Antrieb ist für mich kein Kriterium für die Beurteilung einer Marke. Unsere Kunden sind verantwortungsbewusste Menschen. Sie kaufen keine umweltschädlichen Produkte, weil sie umweltschädlich sind. Sie kaufen allerdings Produkte nicht nur, weil sie umweltfreundlich sind.
"Wenn die Fabriken sauber sind, kommen die Autos dran"
Daher müssen wir pragmatisch vorgehen: Wenn die Fabriken sauber sind, kommen die Autos dran. Erster Schritt: 2023 ist jeder Bentley ein Hybrid, 2025 kommt der erste elektrische Bentley. In den frühen 30er-Jahren wird jeder Bentley elektrisch. Das ultimative Ziel lautet, klimapositiv zu werden. Das bedeutet aber auch, dass sich die gesamte Zulieferkette ändern muss. Nach 100 Jahren Firmengeschichte erledigen wir das alles also in zehn Jahren.
Werden Ihre Kunden dann noch mit einem Zwölfzylinder wie dem Bacalar fahren können? Andersherum gefragt: Haben dann Elektroautos einen Sammlerwert?
Ich wünsche allen Herstellern, die diesen Kraftakt gerade versuchen, nur das Beste. Wir haben 100 Jahre dafür gearbeitet, dass unsere Produkte sammelwürdig wurden: durch Seltenheit, Markenausbau, Design und Technologie.
"Ich denke, wir werden das Aussterben des Verbrennungsmotors nicht erleben"
Die meisten dieser Autos werden auch in 50 Jahren noch auf den Straßen sein, einfach weil sie so selten sind. Bentley baut 11 000 Fahrzeuge im Jahr bei einer weltweiten Automobilproduktion von 85 Millionen Fahrzeugen. Ich denke, wir werden das Aussterben des Verbrennungsmotors nicht erleben.
Das fordern doch aber gerade alle?
Große Konzerne arbeiten unter Hochdruck an synthetischen Kraftstoffen, auch wir arbeiten daran.
... das würde bedeuten: gegen den Trend?
Es würde vor allem bedeuten, dass in einer globalen Wirtschaft Flugzeuge weiterfliegen und Lastwagen weiter fahren dürften, wenn synthetischer Treibstoff verfügbar wäre.
Legen nicht statistisch die meisten Menschen ohnehin nur kurze Strecken zurück? Ein E-Auto reicht doch vielen. In zehn Jahren sind viel längere Strecken möglich.
Sobald der Wechsel zum Elektroantrieb vollzogen ist, wird der Feststoffbatterieantrieb kommen, danach der Wasserstoffantrieb, vielleicht zusammen als Hybrid. Für diese Phase haben wir den EXP 100 GT vorgesehen. Dann sind Reichweiten von 1000 Kilometern denkbar.
Der Bacalar ist bereits jetzt ausverkauft. Wie kommen Kunden auf diese Vorzugsliste?
Unsere rund 100 globalen Topkunden dürften bereits alle daraufstehen. Jeder Bentley-Kunde kann aber einen individuellen Mulliner bestellen.