Das sind die Käufer des 33 Stradale

Nur 33 Exemplare gibt es von Alfa Romeos neuem Supercar. Zwei der Käufer sind Glynn Bloomquist und Noriaki Uchino. Was motivierte die beiden, Millionen für ein Auto auszugeben, das es zum Kaufabschluss noch nicht einmal gab?
Text Michael Orth
Vom Design bis zur Fahrgestellnummer: Die Käufer des 33 Stradale können ihr Auto bis ins Detail anpassen.

Noriaki Uchino weiß, was er will: Blau. Königsblau. Und zwar so, dass es ihn an den Himmel über Italien erinnert, wann immer er seinen Alfa Romeo 33 Stradale anschaut. Dazu will er glänzend schwarze Räder und an den Scheinwerfern und den Bremssätteln rote Akzente. Kein anderes der insgesamt nur 33 Exemplare des neuen Supercars, das Alfa Romeo in Handarbeit wird fertigen lassen, wird so aussehen wie das des japanischen Managers. Und kein anderes so, wie es Glynn Bloomquist aus Austin, Texas, für sich konfiguriert: rot mit weißer Frontmaske, einer Startnummer an den Türen und Alfas vierblättrigem Kleeblatt, frei gestellt auf der C-Säule. Bis ins Detail können die 33 Käufer jeweils ihr Auto anpassen, sogar die Fahrgestellnummer können sie frei wählen. „Die Kunden und ihre Wünsche einzubinden war von Anfang an eine wesentliche Idee dieses Projekts“, sagt der fürs Design verantwortliche Alejandro Mesonero-Romanos.

Das Supercar wird individuell konfiguriert

Der japanische Manager Noriaki Uchino ist einer von 33 Käufern des neuen Supercars.

„Dieses Projekt“, das ist der neue 33 Stradale, die moderne Interpretation eines Modells, das Alfa Romeo bereits in den 1960er-Jahren gebaut hatte. Nur 18 Stück des 33 Stradale entstanden ab 1967 als kaum entschärfte Straßenversion eines Mittelmotor-Rennwagens. Gezeichnet von Franco Scaglione, einem Großmeister des italienischen Autodesigns, gilt er immer noch – auch unter Fans anderer Marken – als eines der schönsten Autos aller Zeiten. Und er definiert Alfa Romeos Anspruch an den neuen 33 Stradale. Der erscheint gerade deshalb nicht als Wiederauflage im Retrodesign, sondern schlägt eine Brücke aus der Vergangenheit in die Zukunft. Er verkörpert diese Historie so sehr wie den neuen Geist Alfa Romeos. Markenchef Jean-Philippe Imparato spricht von ihm auch als „Ikone, die für Alfa Romeo im 21. Jahrhundert steht“. Er nennt den Wagen „ein visionäres Kunstwerk, das unsere Ambition und Obsession symbolisiert. Wir sind wohl ein bisschen verrückt, nicht wahr?“, beschreibt Imparato die vielleicht wichtigste Voraussetzung zur Entstehung des neuen 33 Stradale. Kann sein, dass das auch eine der Voraussetzungen ist, dieses Auto zu kaufen.

Für ihn spielen Autos eine große Rolle: Glynn Bloomquist, ein anderer 33-Stradale-Käufer.

Herr Uchino, warum haben Sie dieses Auto gekauft?

Es gab ja gar kein Auto. Und auch keine Fotos. Nur einen Anruf meines Händlers aus Tokio. Der erzählte mir, dass Alfa Romeo ein Supercar in der Tradition des alten Tipo 33 plane. Mehr brauchte ich nicht, um zu wissen, dass ich das haben will.

Das klingt nicht nach einer Vernunftentscheidung.
Wer kaufte das Auto: Ihr Kopf oder Ihr Herz?

Das war in dem Fall Teamwork. Mein Kopf hatte die Information: Ein neuer 33 von Alfa Romeo kommt. Aber ja, das Herz gab schließlich den Ausschlag.

Die Entscheidung, eine sieben­ stellige Summe auszugeben, hing also an Ihrem Herzen?

Ich kannte damals den Preis nicht. Aber ich wusste, dass es nur 33 geben wird. Der Wert, den ein solches Auto für seinen Besitzer haben kann, wiegt alle Kosten auf. Schon die Bilder, die ich vom alten 33 Stradale von 1967 gesehen habe, beeindruckten mich so sehr, dass ich bei meinen anderen Alfas, einem 4C Spider Italia und einem Giulia Quadrifoglio GTA, unbedingt die 33 auf dem Nummernschild haben wollte. Ich schätze es sehr, dass mir angeboten wurde, dieses Auto zu kaufen.

Sind Sie als Geschäftsmann auch so impulsiv und emotional?

Mein Unternehmen stellt Antriebstechnik von Rennfahrzeugen her, auch für Formel 1 und MotoGP. Wenn man da nicht mit Hingabe rangeht und sich dem voll und ganz widmet, erzielt man keine guten Ergebnisse. In der japanischen Kultur kennt man den Gegensatz zwischen dem Präzisen des Handwerks und dem Expressiven der Kunst so nicht. In beidem braucht es neben meisterlichen Fähigkeiten auch viel Leidenschaft und die Stimme des Herzens.

Herr Bloomquist, was sagte die Stimme Ihres Herzens zum 33 Stradale?

Es gibt viele Supercars, aber keines ist wie dieses. Es fühlt sich an, als wäre das ein 60 Jahre altes und zugleich hochmodernes Auto. Es ist schwer zu erklären, was man fühlt, wenn man einen Alfa Romeo berührt – die Historie, den Spirit oder auch den Mut, eigene Wege zu gehen, auch wenn einem das Wasser bis zum Hals stand. Alfa ist ja kein gewöhnlicher Hersteller, und das drückt der 33 Stradale aus. Er lässt dich die Faszination dieser besonderen Marke erleben.

Wie haben Sie von diesem Wagen erfahren?

Fast zufällig. Ich war vor zwei Jahren als Gast von Alfa Romeo beim Formel-1-Rennen in Austin in Texas. Dort plauderte ich mit der lokalen Marketing-Vertreterin und fragte sie, wieso denn ausgerechnet Alfa Romeo mit seiner irren Geschichte kein modernes Supercar anbietet. Da wurde sie kreidebleich. Ich dachte, ich hätte was Falsches gesagt. Aber sie stellte mir kurz darauf Cristiano Fiorio vor, Alfas Formel-1-Chef. Der machte ein paar Andeutungen, also bohrte ich nach, aber er hielt sich bedeckt. Sonntags dann nach dem Rennen fuhr Fiorio mich nach Hause, wir saßen beim Abendessen noch zusammen, und er meinte: „Okay, ich verrate dir was.“ Dann erzählte er drei Stunden vom Projekt 33 Stradale, und noch am selben Abend habe ich eine Absichtserklärung unterzeichnet. Obwohl es nicht mehr als Designskizzen und die Beschreibung gab. Aber da musste ich nicht groß nachdenken.

Würde es einen Unterschied für Sie machen, wenn es 333 davon gäbe und nicht nur 33?

Absolut. Nicht, dass das Auto dann weniger wert wäre, aber dass ich einer von so wenigen Eigentümern bin, macht es zu einem besonderen Privileg. Ich kann es auch noch nicht wirklich fassen, stelle mir ständig die Frage: Wieso ich?

Und wenn Sie keinen 33 Stradale bekommen hätten?

Daran will ich nicht mal denken. In meinem Alter lässt man sich sein Leben schon mal durch den Kopf gehen. Was ist wichtig, was nicht? Das sind deine Familie, dein Glauben, die Werte, die du vertrittst, und das, was du hinterlassen wirst, insbesondere den Kindern und Enkelkindern. Dass du beeinflussen kannst, wie sie aufwachsen, welche Möglichkeiten sie haben werden. Und nach all diesen Überlegungen folgen die Autos, die spielen eine große Rolle für mich.

Inwiefern?

Ich entspanne nicht so einfach. Aber wenn ich eines meiner Autos fahre, vor allem auf der Rennstrecke, dann kann ich richtig loslassen. Andere machen Yoga oder hören Musik, ich fahre auf der Rennstrecke. Ich muss dann ja im Moment sein, ganz und gar. Außerdem geht es nicht ohne Adrenalin und Aggression: Du forderst dich selbst heraus, du forderst andere heraus. In der Welt, in der wir heute leben, geht das sonst kaum noch. Aber ich bin nicht so dumm, den Wagen im Eifer über seine Grenzen zu bringen, denn ich kenne meine Grenzen.