Charoen Krung: Die Straße der Sterne

Echte Gourmets pilgern jetzt zur Charoen Krung in Bangkok: Auf der ältesten Straße der Stadt funkeln ihre extravagantesten Michelin-Sterne.
Text Jenny Adams

Bangkok wurde am Fluss geboren. Die Geschichte der Stadt beginnt im 15. Jahrhundert, mit einem winzigen Handelsplatz im Dschungel, direkt am Ufer des Chao Phraya. Die kleine Siedlung wuchs mit der Zeit zu einem Dorf, dann zu einer Stadt und entwickelte sich im 19. Jahrhundert zu einer Metropole. Mittlerweile kommen mehr als 20 Millionen Touristen jährlich, Bangkok gehört zu den meistbesuchten Städten der Welt. Und Bang Rak, der alte Bezirk am Wasser, hat in den vergangenen Jahren einen bemerkenswerten Boom erfahren. Ganz besonders gilt das für die Charoen Krung, Bangkoks älteste gepflasterte Straße. Sie bietet nun eine fantastische Auswahl an erstklassigen Bars und Restaurants. Hier sind die Destinationen, die Sie bei Ihrem nächsten Bangkok-Besuch auf keinen Fall auslassen dürfen:

1

Yu Ting Yuan at Four Seasons

In dieser Kultstätte der modernen kantonesischen Küche (2020 eröffnet, 2021 mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet – und zwar dem ersten für ein kantonesisches Restaurant in Thailand) gibt es keine zweitklassigen Tische. Chefkoch Qiu Xiaogui ist nicht nur für seine Peking-Ente bekannt. Er hat auch ein einzigartiges Dim-Sum-Spektakel entwickelt. Zu den Stars seiner kulinarischen Show im Yu Ting Yuan gehören gelbe, in Glastöpfen ziehende Chrysanthemen-Teeblätter und eine knusprige, goldfarbene Ente – alles wird sichtbar hinter der Glasfront der Küche zubereitet. Der von Jean-Michel Gathy gestaltete Speiseraum wirkt imposant. Wer sich am schwarzen Marmorboden und an den Hängeleuchtern sattgesehen hat, blickt aus den hohen Fenstern auf die Blumenarrangements im Innenhof.

2

Stella und Côte at Capella Bangkok

Die Barkeeper in der extravaganten Bar Stella im Hotel Capella zelebrieren erstklassige Drinks – und das Design ist mit dem vergoldeten Dekor, dem Marmor und den Kronleuchtern ernsthaft opulent. Cocktails werden in Kristallgläsern serviert. Empfehlenswert: der City of Khai, eine würzige Komposition aus thailändischem Issan-Rum, Galgant (ein Ingwergewächs) und Reispulver. Mit anderen Worten: der perfekte Aperitif für ein anschließendes Dinner im Côte, dem Michelin-prämierten Restaurant des Capella. Die Gerichte der Degustationsmenüs (fünf, sieben oder neun Gänge) sind hier von der französischen und italienischen Riviera inspiriert. Für lokale Akzente sorgen der Koriander im Mascarpone oder der Makrut-Limettensaft auf den Austern.

3

Jua

Der Name des Restaurants bedeutet so viel wie „eine Karte aufdecken“ und spielt auf die frühere Nutzung des Gebäudes als illegales Casino an. Wer dieses Lokal in einer ruhigen Gasse nahe der Charoen Krung betritt, macht eine Entdeckung: Die Wände sind weiß und hell, die Hocker minimalistisch, die Bar ist mit Terrazzo gestaltet. Miteigentümer Jason Lang, ein Food-Fotograf, weiß eben, wie man kulinarische Genüsse inszeniert. Das Jua erinnert an traditionelle japanische Izakaya-Kneipen – und gibt sich gleichzeitig überraschend innovativ. Sake und Whisky sind die flüssigen Grundzutaten, die hier pur oder in Cocktails wie dem Suntory Highball (mit Soda und Orange) serviert werden. Chefkoch Chet Adkins’ wechselndes Angebot von Yakitori-Spießen (vom Schweinebauch mit Gochujang bis hin zum gesalzenen Hühnermagen) ist großartig. Am souveränsten stellt er sein Talent aber bei den Tellern zum Teilen unter Beweis: Die Rinderbacke serviert er hier mit Kalbs-Teriyaki-Jus, das gebratene Hähnchen mit Togarashi-gewürztem Eiersalat.

4

80/20

Bereits im vierten Jahr verteidigt das 80/20 seinen Michelin-Stern, nun setzt der neue Chefkoch Andrew Martin Akzente: Er streicht den Lunch. Lieber konzentriert er sich auf seine energiegeladenen, genussvollen Degustationsmenüs – serviert zwischen Beton, Hip-Hop und offener Küche. Martin gibt sich nahbar, plaudert mit seinen Gästen, spricht dann am liebsten über seine kulinarische Vorliebe für Insekten. Abenteuerlustige Gäste probieren den gebratenen Schweinebauch mit einer Chilipaste, unter die das Fleisch eines Maeng Da Na gemischt wird: Der Wasserkäfer gilt als Delikatesse.

5

Aksorn

Der in Australien geborene David Thompson gehört zu den bekanntesten Köchen Thailands. Schon 2001 erhielt er einen Michelin-Stern für sein Londoner Restaurant Nahm, das er dann später nach Bangkok brachte. 2014 krönte das Nahm die Liste der 50 besten Restaurants Asiens. Mitten in der Covid-Pandemie eröffnete Thompson das Aksorn in einem kleinen Einkaufszentrum. Thompson ließ sich hier von südostasiatischen Kochbüchern aus den 1940er- bis 70er-Jahren inspirieren – jener Zeit, in der Bangkok kreativ explodierte. Er kreiert lebendige Geschmackserlebnisse, etwa die mit fünf Gewürzen geschmorten Enteneier oder die Flussgarnelen mit grüner Wassermelone. Die besten Tische bietet die Dachterrasse: Hier lässt sich das lebhafte Treiben auf der Charoen Krung wunderbar beobachten.