Weine aus Istrien

Die klimatischen Gegebenheiten der kroatischen Halbinsel bringen Spitzenweine hervor. Wieso man istrische Weine jetzt auch bei Sternerestaurants in aller Welt auf der Weinkarte findet.
Text Julian Franke
Mladen Rožanić betreibt in Motovun neben dem Weingut auch ein Restaurant und ein Hotel.

Klar, die alten Römer wussten guten Wein zu schätzen. Schließlich schufen sie den Satz, den auch jeder versteht, der kein Latinum errungen hat: In vino veritas. Und so tranken sie auch gern mal den Rotwein Teran aus Istrien. Lag ja auch nahe, geografisch quasi ums Eck. Heute ist die internationale Spitzengastronomie der Gradmesser, ob eine Weingegend höchsten Standards genügt. Und siehe da: Auch dort werden istrische Weine immer öfter angeboten. Etwa die Ausrichtung auf Naturwein und nachhaltige Aspekte werden von Sommeliers der Sternerestaurants immer mehr geschätzt, wie auch die vielen autochthonen Rebsorten, also solche, die alteingesessen sind und die es quasi nur in dieser Region gibt. Wobei Teran, Refošk oder auch Malvazija die berühmtesten istrischen sind.

Verschiedene Bodenarten für Spitzenweine

Für den Erfolg von Giorgio Clai ist auch sein Kellermeister Tim Whitfield verantwortlich.

Die Halbinsel, ein wenig größer als das Saarland, ist überhaupt wie gemacht für die Produktion von Spitzenweinen – einerseits nahe an der Adria, dann der schwere Lehmboden, rot gefärbt vom Eisenoxid. Und das ist nur eine von vier Arten von Böden, es gibt auch noch weißen, schwarzen und grauen. Schließlich sorgt noch der kühlende Einfluss der Alpen im Norden für besondere aromatische Noten. Einer, der selbst Spitzengastronomie und -hotellerie betreibt und dazu noch exzellenten Wein produziert, ist Mladen Rožanić. Sein Hotel, Restaurant und Weingut heißt Roxanich und liegt in Motovun, einem sehr zauberhaften Städtchen im grünen Norden der Halbinsel. Weine von Roxanich stehen unter anderem im Cookies Cream in Berlin auf der Karte. Der Guide Michelin verlieh dem Restaurant einen Stern und schrieb: „Trendy, hip und sicher eines der ‚berlinsten‘ Restaurants der Stadt.“ Und: „besonders interessante Weinkarte“. Wohl auch wegen der Weine aus Istrien.

„Ich finde die Bandbreite spannend. Ihre einzigartigen Charakteristika spiegeln die Besonderheiten der Region wider, von den mineralischen Untertönen bis hin zu den fruchtigen Aromen“, sagt Jan Wienecke, Sommelier des Cookies Cream. Noch weiter in die Welt hinaus liefert Giorgio Clai seine Erzeugnisse. Das New Yorker Zwei-Sterne-Restaurant Gabriel Kreuther, eines der berühmtesten der Welt, hat gleich vier Sommeliers und eine epische Weinkarte. Dort schwört man auf Weine von Clai. Der gilt als Shootingstar der istrischen Weinszene, begann er doch erst 2001 mit der Herstellung, wurde aber schnell mit seinen Natur- und Orangeweinen bekannt. Er ist typisch für die istrischen Weine, denn der Aufschwung mit Fokus auf Spitzenqualität begann erst in den 1990er-Jahren.

Weitere herausragende Vertreter sind das Weingut Kozlović, das etwa die Londoner Sternerestaurants Trishna und Gymkhana beliefert, oder auch das Gut Kabola, das das Pariser Sternelokal La Dame de Pic von sich überzeugte. Giorgio Clai beliefert auch das Wiener Zwei-Sterne-Restaurant Konstantin Filippou, dessen Sommelier Kamil Wlaź über istrische Weine sagt: „Es ist wirklich spannend zu sehen, wie dynamisch die Region ist und wie schnell die Qualität der Weine steigt.“