Fänger im Roggen: die 5 besten Rye Whiskys
Unter allen Whisky-Sorten gehören die Rye-Whiskys sicherlich zu den herberen und kraftvolleren Spirituosen. Ihr namensgebender hoher Roggen-Anteil von mindestens 51% – bei Straight Rye Whiskys beträgt er 100% – sorgt für den ausgeprägten und schweren Charakter. Im Gegensatz zu den auf Mais basierenden Bourbons enthalten sie weniger Süße. Aber lassen Sie sich nicht von einem kanadischen Rye hinters Licht führen, denn historisch bedingt darf in Kanada jeder Whisky ein Rye Whisky sein. Selbst solche, die niemals ein Roggenkorn gesehen haben. Und jetzt: Schenken Sie sich ein Glas ein und genießen Sie die fünf Favoriten unseres Whisky-Experten Kersten Wetenkamp:
Whistlepig 15 years – der Newcomer
Im Spiel der amerikanischen Rye-Whiskeys ist er ein echter Neuling – und doch unser Geheimtipp. Schon alleine seine Lagerzeit zeichnet den Whistlepig aus: 15 Jahre sind kaum einem anderen Rye – von den Bourbons ganz zu schweigen – vergönnt, um in Ruhe einen kräftigen Charakter zu entfalten. Das Aroma von Karamell und einem Hauch Vanille unterstreicht zwar den Geschmack, lässt jedoch ein süßeres Gaumenspiel vermuten als jenes, das der Whistlepig mit sich bringt. Da schwingen Leder, leichte Zitrusnoten und Eiche mit. Letztere überrascht nicht, wenn man bedenkt, dass der Whistelpig in Fässern aus Eichen vom eigenen Farmgelände im US-Bundesstaat Vermont lagert.
Einst die vorherrschende Whiskey-Sorte, setzt man in der vergleichsweise jungen und 2007 gegründeten Whistlepig-Destillerie auf traditionelle Fertigungsverfahren, die von Master Blender Pete Lynch durch eigene, innovative Methoden ergänzt werden. Machen Sie sich frei von allem, was Sie über Rye-Whiskeys zu wissen glaubten – der Whistlepig 15 years ist ein echtes Unikat. Ab 199€.
Knob Creek Rye – der Reine
Preisgekrönt und trotz Small-Batch-Fertigung auch in gut sortierten deutschen Spitituosenregalen zu finden: der Knob Creek Rye. Genauer noch: Straight Rye. Ein hundertprozentiger Roggenwhiskey aus dem Hause Jim Beam. Für einen sortenreinen Rye ist er „easy on the tongue“ und besticht durch seinen würzigen und doch milden Geschmack. Die Getreidenote trägt er mit angenehmem Stolz. Das macht ihn zum perfekten Rye Whiskey für all jene, die sich ab und zu gerne ein gutes Glas gönnen möchten, ohne zugleich in die schweren Tiefen der Roggendestillate einzutauchen. Ab 35€.
Bulleit Rye 4 years – der Zärtliche
Schon der Blick aufs Glas zeigt, worauf man sich beim 4 Jahre im Eichenfass gereiften Roggenwhisky von Bulleit freuen darf: warme Töne, eine Karamellnote und eine feine Frucht- und Toffee-Süße. Ihn auf die süßen Komponenten zu reduzieren würde dem Bulleit Rye aus dem amerikanischen Louisville allerdings nicht gerecht werden. Vielschichtige Gewürze ergänzen den runden Körper des Rye Whiskeys perfekt und sorgen für unkomplizierten aber nie simplen Trinkgenuss. Die kräftige Note bekommt der Bulleit Rye insbesondere von dem 5%igen Gerstenmalzanteil. Das Flaschendesign komplettiert das Erlebnis, denn mit diesem Whiskey bekommt man einen echten und traditionell gefertigten Rye. Ab 27,50€.
1776 Rye Barrel Proof – der Kraftvolle
Die Ergänzung „Barrel Proof“ ist bei diesem scharfen Geschütz der springende Punkt: Das scharfe Geschütz aus der James E. Pepper Distillery in Lexington, Kentucky, wird nämlich in Fassstärke abgefüllt. Im Gegensatz zum 1776 Rye und den meisten anderen Roggen-Destillaten hat er mit 57,3 % einen hohen Alkoholgehalt, da er unverdünnt in die Flasche kommt. Das macht den Straight Rye (100% Roggenanteil) zu einem besonders kraftvollen und mächtigen Exemplar seiner Gattung. Aber auch zu einem einmaligen Genuss, dem man sich voll hingeben darf. Eine fein austarierte Schärfe trifft auf vollmundige Getreide-Aromen und Anklängen von Schokolade, Honig und Gewürzen. Unbedingt probieren! Ab 43,50€.
Stauning Rye – der Pirat
Ein außergewöhnlicher Whisky. Sein Geschmack, seine Herstellung und nicht zuletzt seine Herkunft machen den Stauning Rye zu einem echten Must-Have für Liebhaber. Aus Skjern an der Westküste Dänemarks kommt dieser einzigartige und komplexe Malt-and-Rye-Whisky. Nur noch selten sieht man bei Destillerien einen eigenen Malzboden – große Räume, in denen das Getreide bei optimalen klimatischen Bedingungen selbst gemälzt wird. In diesem Fall: 70% Roggen und 30% Gerste. Die neun Freunde aus Dänemark, die 2005 mit der Stauning Distillery ihren Lebenstraum umsetzten, schwören jedenfalls auf ihren Malting Floor. So können sie eine gleichbleibende Qualität ihrer Destillate garantieren.
Dass der Stauning Rye definitiv das Zeug zum dänischen Exportschlager hat, haben auch die Juroren bei den World Whiskies Awards erkannt: Gold als Category Winner 2021. Destilliert wird im Pot-Still-Verfahren mit kupfernen Brennkesseln – allerdings mit besonders viel Hitze. So lagern sich die Schwebstoffe an Boden und Rand der Kessel an und setzen intensive und kräftige Aromen frei. Die Lagerung in stark ausgebrannten (getoasteten) Eichenholzfässern raffiniert diese Geschmäcker dann während der drei- bis vierjährigen Lagerung. Vollmundig, herausfordernd und stets fein nuanciert fügen sich hier Zitrus- und Fruchtnoten mit einer leichten Schärfe von Pfeffer und dem kräftigen Eichenaroma zusammen. Unbedingt pur genießen. Ab 65€.