Leon Löwentraut: „Meine Arbeit ist mein Leben”
In den neun Jahren seit seinem Auftritt als Teenager in der Show TV Total ist Leon Löwentraut beeindruckend produktiv gewesen. Damals malte er zusammen mit Stefan Raab und wurde republikweit bekannt. Die Liste seiner Ausstellungen seither ist lang. New York, Dubai, London, Zürich, Wien, Kopenhagen, Florenz – seine Bilder reisen um die Welt, bereichern die Wandelhalle des nordrhein-westfälischen Landtags oder zieren beim Festival of Lights den Berliner Fernsehturm. Bei den großen Kunstmessen fallen sie auf, so wie bei der art Karlsruhe, wo die Züricher Galerie WOS ihren ganzen Cube damit bespielte. Er stand auf der Forbes-Liste 30 Under 30, auf Platz fünf der meistgegoogelten Künstler in Deutschland und ist Gewinner des Ernst Barlach Preises 2023 – das hat er nicht nur seinen Gemälden zu verdanken. Der 26-Jährige überlässt seinen Erfolg nicht den Gatekeepern der Kunstszene, er versteht es meisterhaft, sich und seine Werke in Szene zu setzen. Seine Installation Global Gate, das größte mobile Kunstwerk der Welt, bestehend aus 37 ISO-Containern, präsentierte er vor dem größten Gebäude der Welt, dem Burj Khalifa in Dubai. Da ist es nur natürlich, dass er die Kunst der Inszenierung auch an der Hochschule lehrt, in Kaiserslautern, seiner Geburtsstadt.
Was bedeutet für Sie Erfolg?
Herr zu sein über sein Leben.
Lebenszeit oder Überstunden?
Die Frage stellt sich nicht. Meine Arbeit ist mein Leben.
Schon einmal darüber nachgedacht, alles hinzuwerfen?
Nein, noch nie. Wieso sollte ich?
Was ist Ihre schrägste Eigenschaft?
Die Ecken in meinem Atelierfenster zählen.
Was lieben andere an Ihnen?
Wenn ich nicht so ernst bin und Humor mitbringe.
Was lieben Sie selbst an sich?
Meine Kreativität und meine Disziplin.
Womit beruhigen Sie sich?
Mit Malen im Atelier.
Was haben Sie sich als Letztes zugelegt?
Ein handbemaltes Skateboard von Keith Haring.
Wie viel Bargeld haben Sie gerade im Portemonnaie?
Ich habe gar kein Portemonnaie.
Welcher Kauf hat Sie lange glücklich gemacht?
Ein Gemälde von Hermann Nitsch.
Was kann man von Ihnen lernen?
Umsetzungsvermögen.
Wer fällt bei Ihnen knifflige Entscheidungen, der Bauch oder der Kopf?
Der Bauch.
Wenn auswandern, in welches Land?
Portugal! Hier habe ich seit mittlerweile vier Jahren meinen Hauptwohnsitz. Ich liebe die Ursprünglichkeit und Wildheit der Landschaft mit ihren Klippen und Steilküsten. Und das Licht ist hier ganz besonders – zum Malen einfach grandios. Außerdem komme ich sehr gut mit der Mentalität der Portugiesen klar, sie sind zurückhaltend, entspannt und freundlich. Last but not least: Es geht nichts über frische Seezunge.
Über welche Anschaffung denken Sie gerade nach?
Ich brauche dringend eine neue Kaffeemaschine für mein Atelier. Weil ich im Atelier, meinem Lieblingsort, nicht nur male, sondern vor allem viel nachdenke – über die Welt und über die Kunst. Das geht bestens mit einem Kaffee.
Das Erste, das Sie morgens tun?
Kalt duschen und einen Ingwertee trinken.
Ihr Song unter der Dusche?
Ma Baker von Boney M.
Was haben Sie zuletzt zum ersten Mal gemacht?
Edelstahlskulpturen. Die Skulpturen eröffnen mir neue Möglichkeiten, mich mit meiner Kunst auszudrücken. Sie sind sozusagen die Übersetzung meiner Gemälde in den dreidimensionalen Raum.
Wonach sehnen Sie sich am Ende des Tages?
Im Bett liegen und eine Serie gucken.
Gibt es ein Auto, zu dem Sie eine besondere Beziehung haben?
Ich liebe die G-Klasse von Mercedes.
Was war die letzte Serie, die Sie durchgeschaut haben?
The Crown.
Welcher Haken fehlt noch auf Ihrer Bucket List?
Im MoMA auszustellen.
Wenn Sie Ihr Leben in einem bestimmten Alter stoppen könnten, welches wäre das und warum?
Meine Ausstellung auf Mallorca hieß Unstoppable. Ich bin 26 Jahre alt und möchte bisher gar nicht stehen bleiben.
Wenn Sie jetzt irgendwo auf der Welt sein könnten, wo wären Sie dann?
In Havanna auf Kuba.
Haben Sie ein Hotel, in das Sie immer wieder zurückkehren?
Ich bin nicht der Typ, der immer in die gleichen Hotels geht.
Wer steht in Ihrer Telefon-Favoritenliste auf Platz eins?
Meine Freundin.
Was wird in dieser Welt maßlos überschätzt?
Influencer. Sie verzerren die Realität, kreieren eine Scheinwelt. Das ist oft nicht authentisch.
Was bekommt in dieser Welt zu wenig Aufmerksamkeit?
Aufstrebende, junge Künstler.