So entsteht das teuerste Bett der Welt
Was hat die schwedische Königsfamilie mit Hollywood-Schauspielern und Politikern gemeinsam? Sie alle schlafen in Betten von Hästens. Produziert werden die luxuriösen Möbelstücke in der verschlafenen Kleinstadt Köping, zwei Stunden von Stockholm entfernt. Pro Jahr werden hier weit über 10.000 Betten in minutiöser Handarbeit gefertigt. In der schwedischen Manufaktur ist es überraschend still. Statt ratternden Maschinen begegnet man hochkonzentrierten Mitarbeitern, die mit Nadel und Faden hantieren. Manche von ihnen hören schweigend Musik, andere unterhalten sich kaum hörbar miteinander.
Hästens fertigt Betten aus Rosshaar
Als Pehr Adolf Janson sein Unternehmen 1852 gründete, war Hästens noch eine Sattlerei. Damals wurden in der Fabrik Reitsättel, Zaumzeug und Kutscherkissen genäht, die mit Rosshaar gefüllt waren. Sein Sohn hatte die Idee, das edle Material ebenfalls für den Bau von Betten zu verwenden – mit Erfolg. 100 Jahre nach Firmengründung wurde Hästens zum Königlichen Hoflieferanten ernannt. Die vierte Generation führte schließlich das blau-weiß karierte Muster ein, das heute unausweichlich mit der schwedischen Marke verbunden ist. Wer die Firmenzentrale in Köping besucht, muss über die karierten Firmenwägen auf dem Parkplatz und die karierten Sitzkissen in der Kantine schmunzeln. Früher ist sogar ein karierter Helikopter über die Kleinstadt geflogen.
Das Geheimnis der komfortablen Betten liegt in ihrer Konstruktion: Die Basis bildet ein Rahmen aus kräftigem Kiefernholz, das Stabilität gibt. Darauf wird ein komplexes Taschenfederkern-System aus Rosshaar, Baumwolle und Wolle geschichtet. Damit das Rosshaar seine gewünschte Form erhält, wird es gespült, gesponnen, erhitzt und zu einem festen Seil gedreht. Nach der Lagerung sieht das gekräuselte Haar aus wie ein feiner Draht und hat die Funktion einer elastischen Feder. Es wird von Hand entknotet, sortiert und als Polsterung für die Mittelmatratze verwendet. Durch das Schichtsystem wird der Körper beim Schlafen optimal gestützt, während die natürlichen Materialien bewirken, dass Luft zirkulieren und Feuchtigkeit schnell verdunsten kann.
Grand Vividus: Das bisher exklusivste Modell
Inzwischen führt Jan Ryde das Unternehmen in fünfter Generation. Der 60-jährige Eigentümer hasst Stress – und ist besessen von gutem Schlaf. Ständig tüftelt er an neuen Ideen, um seine Betten noch besser zu machen. Vor vier Jahren brachte er das bisher exklusivste Modell auf den Markt. Das „Grand Vividus“ besteht aus feinem Leder, poliertem Holz und Messingverzierungen und wird in einem separaten Bereich der Manufaktur gefertigt. Das extravagante Design stammt von Ferris Rafauli, die Produktion eines Exemplares nimmt etwa 600 Arbeitsstunden in Anspruch. Die Wartezeit beträgt aktuell sechs Monate, der Preis beginnt ab 600.000 Euro je nach Ausführung.
Kostenlos ist dagegen die „Hästens Restore“ App, die Jan Ryde gemeinsam mit einem Kardiologen und einem Coach entwickelt hat. Die darin zusammengestellten Frequenztöne und Musik sollen Menschen dabei helfen, Konzentration, Kreativität und Entspannung zu fördern und die eigene Schlafqualität zu verbessern. Hört man dem freundlichen Schweden beim Reden zu, verfällt man fast selbst in eine Meditation. Jan Ryde spricht mit einer sanften, ruhigen Stimme und strahlt dabei über das ganze Gesicht. Dass dieser Mann erholsam schläft, glaubt man sofort.