Chris Cooke: „Gutes Design muss auch bequem sein”

Bentley baut Autos – und neuerdings auch Büromöbel. Im Interview spricht Chris Cooke, Leiter der Bentley Design Collaborations, darüber, was gutes Design ausmacht und für welche Kunden die Marke entwirft.
Text Detlef Dreßlein
Das Sofa Loftus von Federico Peri ist modular aufgebaut. Seine luftigen Kissen sollen Leichtigkeit vermitteln.

Dass Logos bekannter Marken plötzlich auf recht ungewohnten Produkten auftauchen, kommt öfter vor. Seltener ist jedoch, dass eine Marke das Design dann auch wirklich selbst übernimmt – so wie es Bentley tut. Jetzt erschien in Zusammenarbeit mit den Spitzendesignern Carlo Colombo, Federico Peri und Francesco Forcellini eine neue, sechsteilige Kollektion, mit der die Briten erstmals auch im Bereich Homeoffice vertreten sind. Höchste Zeit, mit Chris Cooke, dem Leiter der Bentley Design Collaborations, über gutes Design zu sprechen.

Mr. Cooke, wie sind Sie denn zu Hause eingerichtet?

Ich bin ein Fan des Mid-century modern, also der 1950er- und 1960er- Jahre, mit seinen klaren Linien und der schlichten Eleganz. In meinem Zuhause findet man eine Mischung aus warmen, handgefertigten Teakholzmöbeln und kräftigen, aber einfachen Grafiken. Ich kombiniere das mit Fotos und Bildern, die mir etwas bedeuten. Ein Haus wird nur zu einem Zuhause durch Individualität und nuancierte Details.

Gibt es ein Lieblingsmöbelstück?

Ja, meinen Plattenspieler, einen Rega P1. Das analoge Ritual, eine Schallplatte abzuspielen, hat etwas äußerst Befriedigendes. Das sorgfältige Auswählen eines Albums, das Aufsetzen der Nadel und das Hören des warmen, satten Klangs – das ist Respekt vor der Musik, den digitale Formate nicht so wiedergeben können.

Das Doppelbett Langport ist von Carlo Colombo designt, und seine äußeren Holzplatten können individualisiert und mit Leder oder Stoff bezogen werden.

Gut designte Möbelstücke sind oft nicht sehr bequem. Wie gehen Sie mit dem Spannungsfeld um?

Ein gut gestaltetes Stück muss auch bequem sein. Das ist ein Grundprinzip guten Designs. Im Luxusdesign ist dieses Gleichgewicht entscheidend: Der Komfort sollte niemals der Ästhetik geopfert werden. Es reicht nicht, dass etwas schön aussieht, es muss auch seinen Zweck einwandfrei erfüllen. Jede Kurve, jede Linie darf nicht nur das Auge erfreuen, sondern muss auch zum Nutzen beitragen.

Wie passen Auto- und Möbeldesign zusammen?

Im Kern zielen beide darauf ab, eine Reihe von Problemen zu lösen und das in eine Form zu packen, die beim Kunden eine emotionale Reaktion oder ein Verlangen hervorruft. Beim Autodesign wird jede Kurve, Linie und Oberfläche sorgfältig durchdacht, um ein Fahrzeug zu bauen, das nicht nur funktional, sondern auch emotional anspricht. Ein Auto ist eine Balance aus technischen Herausforderungen und einer Form, die so schön ist, dass die Leute sie einfach haben wollen. Das Möbeldesign geht ähnliche Wege. Wir beginnen mit einem Thema und einer Form und befassen uns mit Fragen der Herstellung, Ergonomie und Ästhetik. Jedes Stück wird mit einer Liebe zum Detail gefertigt, die sicherstellt, dass es sowohl funktionale Anforderungen als auch ästhetische Wünsche erfüllt.

Was ist das Wichtigste bei gutem Design?

Die Balance. Bei Bentley verwenden wir den Begriff „Harmonie der Polaritäten“, das Gleichgewicht zweier gegensätzlicher Elemente. Es geht darum, kontrastierende Materialien so zu verarbeiten, dass sie sich gegenseitig ergänzen und verstärken. Man denke an die satte Wärme von Naturholz im Kontrast zur glatten Kühle von poliertem Metall. Dieses Zusammenspiel erzeugt eine dynamische Spannung, die optisch und haptisch ansprechend ist. Bei Bentley trifft traditionelle Handwerkskunst auf Innovation. Wir ehren unser Erbe, indem wir althergebrachte Techniken und Materialien einbeziehen, wir erweitern aber die Grenzen mit neuen Technologien und modernem Design.

Mit dem Schreibtisch Wilton von Francesco Forcellini präsentiert Bentley erstmals auch Möbel fürs Homeoffice.

Wenn Sie keine Limits hätten, was würden Sie gerne erschaffen?

Eigentlich sind mir ein paar Einschränkungen ganz recht, denn Zwänge bringen oft schöne Lösungen hervor. Beim Design zwingen uns Einschränkungen, mal anders zu denken und die Grenzen dessen zu verschieben, was möglich und bekannt ist – und was funktioniert.

Warum sollte sich jeder das Sofa Loftus oder den Schreibtisch Wilton kaufen?

Ach, das sollte gar nicht jeder tun. Die Stücke sind für Menschen entworfen, die Schönheit, Handwerkskunst und zeitgenössisches Design zu schätzen wissen. Sie sind keine Massenartikel, sondern Ausdruck von Luxus.

Was ist Luxus für Sie?

Die Kombination aus Reisen und Essen. Wenn ich eine andere Kultur besuchen kann, die einen neuen Ansatz in Sachen Essen oder Architektur hat, etwas, das ich noch nie probiert habe oder was meinen Geist öffnen kann, dann lebe ich meinen Luxus.

Wie wird es für Sie und Bentley in den nächsten Jahren weitergehen?

Die Welt des Luxus und das sie umgebende Ökosystem werden exponentiell wachsen. Der zukünftige Verbraucher wird Marken kaufen, keine Produkte. Und Marken wie Bentley, denen man zutraut, dass sie Handwerk, Qualität und Innovation bieten, werden in der Lage sein, diese Bedürfnisse zu erfüllen.