Bang & Olufsen macht Kunden zu Designern

Holz ist nicht gleich Holz, Stoff ist nicht gleich Stoff. So weit, so klar. Aber auch Aluminium ist noch lange nicht gleich Aluminium. Produktindividualisierung ist beim Bestellen eines Neuwagens ebenso selbstverständlich wie beim Ordern eines Sofas. Wie das bei Bang & Olufsen ab jetzt geht? Dafür sind das zehnköpfige Team von Creative Director Kresten Bjørn Krab-Bjerre und das neue Programm „Atelier“ verantwortlich. Bang & Olufsen steht für stilsichere TV-Geräte, Lautsprecher oder Kopfhörer mit besonderen Oberflächen – die Designtradition des dänischen Mutterlandes ist an jedem Knopf, an jedem Fußteil zu erkennen. Jetzt warten Kresten Bjørn Krab-Bjerre und seine Leute unter anderem mit 500.000 möglichen Kombinationen aus Textilien, Hölzern und Aluminium-Finishings auf die Kreativen unter der Kundschaft.
Atelier-Programm gliedert sich in drei Stufen

„Die Idee entstand aus der Nachfrage“, erklärt der Creative Director. „Immer wieder kamen Kunden zu uns, die ihren Lautsprecher oder ihre Anlage in einem ganz bestimmten Holz oder im Farbton passend zu den Möbeln bestellen wollten.“ Gut drei Jahre entwickelten die Dänen „Atelier“, indem sie immer wieder versuchten, genau solche Kundenwünsche umzusetzen. Dadurch verschafften sie sich nicht nur einen Einblick in die nötigen Prozesse, sondern erweiterten auch ihr Netzwerk für Spezialisten weltweit. Das Programm gliedert sich in drei Stufen. Mit „Atelier Editions“ bietet Bang & Olufsen limitierte Editionen ab 429 Euro an. Bei „Atelier Katalog“ kommen die bestehenden 500.000 Kombimöglichkeiten ins Spiel. Die Preise für diesen Service beginnen beispielsweise für einen einzelnen „Beolab 8“-Lautsprecher bei 3500 Euro.
Mit der dritten Stufe, „Atelier Bespoke“, haben die Kunden die Möglichkeit, auch einmalige Designs nach ihrem Wunsch zu entwerfen. Sie können hierfür eigene Holz- oder Stoffproben einreichen. Den Preis gibt es stets auf Anfrage, da dieser stark vom Zeitaufwand und den benötigten Materialien abhängig ist. „Wir hatten beispielsweise einen Kunden, in dessen gesamtem Haus nicht nur das gleiche Holz verarbeitet war. Dieses Holz war auch noch sehr speziell gebürstet und anschließend geölt“, erzählt der Fachmann. „Um genau dieses Holz mit seiner individuellen Farbe und Beschaffenheit in den Lautsprecher einbauen zu können, kontaktierten wir den Schreiner des Kunden. So erhielten wir nicht nur eine Holzprobe, sondern auch die Bürsten und das Öl.“
Bang & Olufsen setzt individuelle Wünsche um

Mit jedem individuellen Wunsch entsteht also die Möglichkeit, auch den nächsten noch präziser erfüllen zu können. Denn mit jedem Anliegen weitet sich das Wissen um die Machbarkeit aus. Meistens sind die Kunden Menschen, die entweder ein neues Haus gekauft oder gebaut haben oder ihr Heim von Grund auf renovieren lassen. Erste Anlaufstelle ist das lokale B&O-Geschäft. Dieses gibt die Wünsche und Proben an das „Atelier“-Team in Dänemark weiter, regelt Lieferung und Logistik. „Dann stehen wir mit dem Kunden die ganze Zeit über im Austausch, stellen Rückfragen, zeigen Proben, bis er zufrieden ist“, erklärt Kresten Bjørn Krab-Bjerre. Da kann es durchaus passieren, dass man den Creative Director auch mal persönlich spricht.
Je nachdem, wie kompliziert der Auftrag ist, dauern auch die Lieferzeiten. „So mag ein Stoff als Sofabezug taugen, aber für einen Lautsprecher ist er völlig unbrauchbar. Denn für den Klang muss er ja viel durchlässiger sein. Also können wir nicht einfach denselben Stoff nehmen, sondern müssen etwas Vergleichbares finden.“ Der Experte fügt hinzu: „Außerdem prüfen wir das Produkt natürlich, wie jedes, auf seine Sicherheit und das perfekte Klangerlebnis. Auch Umweltbestimmungen müssen eingehalten werden.“ Lachend erklärt er, dass die Kunden so auch einen Einblick in den Alltag des Produktdesigns bekommen. Es geht immer darum, Wege zu finden, die aus einem Spannungsfeld der Anforderungen zu innovativen Möglichkeiten führen.
Bespoke-Design ist bei sechs Modellen möglich
„Normalerweise hat der Designer eine Vorstellung, der Ingenieur kümmert sich um die Machbarkeit und das Marketing hat wiederum Wünsche an die Präsentation. All das muss berücksichtigt werden. Und bei ‚Atelier‘ steckt der Kunde eben auch etwas in den Schuhen des Designers.“ Vorerst wird das Programm „Atelier Bespoke“ für folgende Modelle angeboten: „Beolab 8“, „Beolab 28“, „Beolab 50“, „Beolab 90“, „Beovision Theatre“ und „Beovision Harmony“. Andere sollen folgen, denn das Programm entwickelt nicht nur bestehende Modelle weiter, sondern auch sich selbst. „Ich bin seit 30 Jahren bei Bang & Olufsen“, sagt Kresten Bjørn Krab-Bjerre. „Gerade ‚Atelier‘ ist auch für mich die Möglichkeit, unsere Produkte vollkommen neu kennenzulernen, sie aus einem anderen Blickwinkel zu sehen.“ Und er geht noch weiter: „Die neuen Materialien, die Oberflächen im Zusammenspiel mit Bild und Ton – das ist auch für mich eine vollkommen neue Dimension.“