Diese Champagner sollten Sie probieren
Etwa 95 Prozent des Champagners sind Nicht-Jahrgangs-Champagner. Sie sind also eine Mischung aus Grundweinen mehrerer Jahre. Jahrgangs-Champagner stammen aus der Ernte eines einzigen Jahres. Die exquisitesten dieser Jahrgangs-Champagner werden als „spät degorgiert“ bezeichnet. Sie reifen oft acht bis zehn Jahre länger auf der Hefe. Das heißt, sie werden in der Flasche mit den Resthefen aus der zweiten Gärung gelagert, bevor das Sediment entfernt wird. Schon Jahrgangs-Champagner sind limitiert, doch spät degorgierte Flaschen sind die seltensten, die man bekommen kann. Sie machen weniger als ein Prozent der jährlichen Produktion aus. Doch was ist der Unterschied zwischen einem Jahrgangs-Champagner, der ein Jahrzehnt lang gereift ist, und einer spät degorgierten Version desselben Jahres?
Vincent Chaperon, Kellermeister bei Dom Pérignon, erklärt, warum spät degorgierte Champagner oft lebendiger am Gaumen sind. Normalerweise lassen die Korken im Keller Oxidation zu. Aber „die Hefen, schützen den Wein vor Oxidation“. Dom Pérignon, eines der wenigen Häuser, die nur Jahrgangs-Champagner herstellen, bringt seine Flaschen normalerweise nach sieben bis zehn Jahren auf den Markt. Es hält aber kleine Mengen zurück, die kontinuierlich verkostet und in zwei Intervallen freigegeben werden. Sie heißen Plénitude 2 und Plénitude 3. Plénitude 2 bedeutet eine zusätzliche Reifung von 15 bis 20 Jahren, Plénitude 3 sogar über 25 Jahre Kellerzeit on top. Auf Französisch bezeichnet das Wort „plénitude“ einen Moment im Leben, in dem eine Person die Tiefe und Schönheit ihrer Persönlichkeit zeigt, sagt Vincent Chaperon. Den Begriff hat Dom Pérignon gewählt, weil „es genau das ist, was wir beobachten“, wenn die Weine erneut verkostet werden.
Gosset hat gerade eine einzigartige spät degorgierte Nicht-Jahrgangs-Abfüllung herausgebracht, die 21 Jahre auf der Hefe gereift ist. Kellermeister Odilon de Varine verkostete sie alle sechs Monate, bis sie „eine Balance zwischen Frische und Reife erreichte“. Unterdessen könnten die Worte von Louis Roederers Kellermeister, Jean-Baptiste Lécaillon, zu „Vinothèque“ aus dem Jahr 2002 auf die gesamte Kategorie der „spät degorgierten Flaschen“ zutreffen: „Am Ende erscheinen sie als frische Perspektive auf Champagner – eine noch perfektere und aufregendere Vision.“ Hier gibt es fünf hervorragende Flaschen, die zum Entkorken einladen.
Billecart-Salmon 2007 Clos Saint-Hilaire

Degorgiert im Sommer 2023, wurde dieser 100-Prozent-Pinot-noir-Blanc-de-Noirs in Eiche fermentiert, bevor er 15 Jahre auf der Hefe reifte. Er öffnet sich mit Aromen von Ananas, Apfelkompott und kandierter Orangenschale. Noten von Orangenkonfitüre und Pinienkernen begleiten sie, mit einem abschließenden Hauch von Salzigkeit. Ca. 550 Euro.
Dom Pérignon 2006 Plénitude 2

Chaperons Team verkostete den Jahrgang 2006, bis der Wein „mit mehr Intensität, mit einem Höhepunkt an Energie und Lebendigkeit höher sang“. Ziemlich rund und körperreich, weist er Aromen von Vanille, Zitrone-Limette, Guave, weißer Schokolade und Kaffeebohne auf. Sie sind von weichen floralen Noten und einem angenehmen Hauch von Salzigkeit durchzogen. Ca. 530 Euro.
Gosset 21 Ans de Cave a Minima Extra-Brut

Hergestellt aus 57 Prozent Chardonnay und 43 Prozent Pinot noir, basiert diese Nicht-Jahrgangs-Cuvée auf der Ernte von 2000 und wurde im Dezember 2023 degorgiert. Aromen von gelber Pflaume und kandierter Zitrone tanzen auf der Zunge, begleitet von Noten getrockneter mediterraner Kräuter und einem erfrischenden Hauch von Meeresbrise. Ca. 420 Euro.
Alfred Gratien 2008 Cuvée Paradis Rosé

15 Jahre gereift und im Juli 2023 degorgiert, ist der Jahrgang 2008 vom Cuvée Paradis Rosé ein köstlicher, limitierter Champagner von Alfred Gratien. Obwohl er beginnt, eine leicht kupferne Farbe anzunehmen, bleibt er lebendig mit Aromen von Kirsche, Roter Johannisbeere, Geißblatt und Croissant. Ca. 140 Euro.
Louis Roederer 2002 Cristal Vinothèque

Diese Mischung aus Pinot-noir- und Chardonnay-Trauben von Grand-Cru-Lagen ging durch 16 Jahre Reifung und erhielt anschließend vier weitere Jahre Ruhezeit im Keller nach dem Degorgieren. Ihre Aromen sind eine Mischung aus Granatapfel, Brioche, weißer Schokolade und Rosenblättern mit einem unauslöschlichen Gefühl von Frische. Ca. 1140 Euro.